Europäische Astronomen haben mithilfe der Teleskope des La Silla Observatoriums in Chile einen riesigen Sternhaufen inmitten unserer Milchstraße gefunden. Er besteht aus Hunderten von Sternen von beachtlichem Umfang. Die meisten sind größer als unsere Sonne und erreichen einen Durchmesser, der etwa der Umlaufbahn des Saturns entspricht. Entsprechend hell ist ihr Licht.
Alle bisher bekannten Sternhaufen befinden sich in weit entfernten Galaxien. Dass solch ein Phänomen in unserer Nähe so lange verborgen bleiben konnte, liegt nach Angaben der Wissenschaftler daran, dass es hinter einer riesigen Staubwolke versteckt liegt. Die Astronomen gaben dem Sternhaufen den Namen Westerlund 1. Er befindet sich im Sternbild Altar, das nur von der Südhalbkugel aus zu sehen ist.
„Wenn unser Sonnensystem sich in der Mitte eines solchen Sternhaufens befände, wäre unser Nachthimmel mit Lichtern übersät, die etwa der Leuchtkraft des Mondes entsprächen“, schwärmt Ignacio Negueruela von der Universiät Alicante.
Westerlund 1 Goldgrube für Astronomen
Für die Astronomen der Europäischen Südsternwarte (ESO) ist die Entdeckung von Westerlund 1 eine wahre Goldgrube. Die Tatsache, dass der Sternhaufen etwa 1.000 mal näher liegt als irgendein anderer dieser Größenordnung, ermöglicht es den Forschern, seine Struktur nun im Detail zu untersuchen. Sie erhoffen sich Erkenntnisse über das Leben und Sterben von anderen Sternen.
Nach den bisherigen Erkenntnissen der Forscher handelt es sich bei Westerlund 1 um einen relativ jungen Sternhaufen. Sie schätzen sein Alter auf 3,5 bis fünf Millionen Jahre. Da der Haufen eine Vielfalt von Sternen in unterschiedlichsten Entstehungsphasen enthält, sprechen sie von einem „galaktischen Zoo“.
Die Astronomen haben berechnet, dass die Masse des Sternhaufens, der einen Durchmesser von etwa sechs Lichtjahren hat, mehr als das 100.000-fache der Sonne beträgt. Damit ist Westerlund 1 der dichteste Sternhaufen, der bisher in unserer Galaxie gefunden worden ist. Die Sterne müssen dabei so eng nebeneinander liegen, dass die Entfernung zwischen zwei Sternen etwa der Ausdehnung unseres Sonnensystems entspricht.
Offene Sternhaufen
Normalerweise bilden sich Sterne in kleinen Gruppen, so genannten offenen Sternhaufen, zu denen etwa ein paar Hundert Sterne gehören. Forscher schließen aus früheren Beobachtungen, dass unsere Sonne vor etwa 4,5 Milliarden Jahren ebenfalls innerhalb so eines Sternhaufens entstanden ist.
Die riesigen Sternansammlungen mit bis zu mehreren Millionen Objekten bilden sich, wenn innerhalb eines offenen Sternhaufens während einer sehr aktiven Phase viele neue Sterne entstehen. Solche Vorgänge waren auch in der frühen Entstehungsphase unserer Milchstraße vor etwa zwölf Milliarden Jahren alltäglich.
Da der neu entdeckte Sternhaufen so eine enorme Ansammlung von riesigen Sternen aufweist, rechnen Astronomen in weniger als 40 Millionen Jahren mit einer Welle von Supernovas, einem gigantischen Feuerwerk, bei dem eine Fülle an galaktischem Material in die Umgebung geschleudert wird.
(ESO, 24.03.2005 – PJÖ)