Orbitale Störeffekte: Ein vor einem Jahr gestarteter Satellit überstrahlt selbst helle Sterne am Nachthimmel – zum Verdruss der Astronomen. Ihren Beobachtungen zufolge reflektiert die 64 Quadratmeter große Antenne des BlueWalker-3-Satelliten so viel Sonnenlicht, dass er zeitweilig eine Magnitude von +0.4 erreicht. Er ist damit weit heller als der Nordstern. Außerdem stören seine Übertragungen auch Radioteleskope, wie das Team in „Nature Astronomy“ berichtet. Doch dieser Satellit ist nur einer von mehr als 100 noch geplanten.
Die Lichtverschmutzung am Nachthimmel nimmt rapide zu. Drei Viertel der großen astronomischen Observatorien weltweit sehen schon jetzt keinen völlig dunklen Himmel mehr, zudem stören immer wieder streifenförmige Lichtreflexionen die Teleskop-Aufnahmen. Schuld daran sind vor allem die Satelliten und Satelliten-Konstellationen im Erdorbit. Ihre Solarsegel und Antennen reflektieren das Sonnenlicht und erzeugen so Störstreifen und diffuses Streulicht.

Aufblitzen schon nach dem Start
Ein besonders eklatantes Beispiel für diesen orbitalen Störeffekt ist der im September 2022 in den Orbit gestartete Satellit BlueWalker 3. Der von der Firma AST SpaceMobile betriebene Kommunikationssatellit dient als Prototyp für ein ganzes Netzwerk von mehr als hundert solcher Satelliten. Sie sollen künftig einen satellitengestützten Mobilfunk ermöglichen, indem sie direkte Verbindungen zu Handys am Boden aufnehmen.
Doch schon direkt nach dem Start von BlueWalker3 schlugen erste Astronomen Alarm: Der Satellit reflektierte so viel Sonnenlicht, dass er am Abendhimmel hell aufstrahlte. Um das Problem näher zu untersuchen, lancierte die Internationale Astronomische Vereinigung (IAU) daraufhin eine internationale Beobachtungskampagne, in deren Rahmen zahlreiche Großteleskope, aber auch Hobby-Astronomen weltweit den Satelliten mehr als 130 Tage lang zu verschiedenen Zeiten anvisierten.