Die Saturnringe besitzen eine eigene Atmosphäre – unabhängig vom Planeten. Das haben jetzt neue Daten der Cassini-Raumsonde enthüllt. Während der nahen Vorbeiflüge am Ringsystem registrierten die Instrumente der Sonde eine Gashülle, die primär aus molekularem Sauerstoff besteht, ähnlich der der Jupitermonde Europa und Ganymed.
Die Ringe des Saturn bestehen hauptsächlich aus Wassereis, gemischt mit kleinen Anteilen von Staub und Gestein. Und sie sind sehr dünn: Bei einem Durchmesser von größtenteils mehr als 250.000 Kilometern liegt ihre Dicke bei gerade mal 1,5 Kilometern. Trotz ihrer massiven Erscheinung enthalten sie zudem nur relativ wenig Material – würde man sie zu einem kompakten Körper zusammenballen, wäre er nicht größer als 100 Kilometer.
Die Atmosphäre der Ringe könnte sich bilden, wenn von den Ringpartikeln abgegebene Wassermoleküle durch das ultraviolette Licht der Sonne in Wasserstoff und atomaren Sauerstoff gespalten werden. Das Wasserstoffgas entweicht in den Weltraum, der atomare Sauerstoff und verbleibendes Wasser gefrieren wegen der extrem niedrigen Temperaturen erneut aus und reichern sich so im Laufe der Zeit an.
Nach Ansicht von Andrew Coates, als Wissenschaftler zuständig für das Cassini Plasma Spectrometer (CAPS) wird die Ringatmosphäre wahrscheinlich durch Gravitationskräfte sowie dem Gasverlust einerseits und dem Nachschub aus den Ringpartikeln andererseits im Gleichgewicht gehalten.