Astronomie

SETI: Suche nach Aliens ausgeweitet

Neue Radiodaten und Sensoren helfen bei Fahndung nach außerirdischen Signalen

VLA und SETI
Ein neues Analysemodul hört künftig bei den Radioteleskopen des VLA mit - und sucht so gezielt nach Alien-Signalen. © Bill Saxton/ NRAO/AUI/NSF

Fahndung nach „Technosignaturen“: Die Initiative Breakthrough Listen hat den bisher umfangreichsten Datensatz zur Suche nach außerirdischen Radiosignalen veröffentlicht. Zumindest in den 20 nächstgelegenen Sternsystemen scheint es demnach keine Außerirdischen zu geben, die starke Radioemitter auf uns richten. Doch die Suche geht weiter: Künftig werden mehrere große US-Radioteleskope mit speziellen Analysemodulen des SETI-Instituts ausgerüstet.

Gibt es intelligentes Leben im All – womöglich sogar in unserem kosmischen Umfeld? Nach theoretischen Berechnungen auf Basis der Drake-Gleichung müsste es allein in unserer Milchstraße rund 10.000 fortgeschrittene außerirdische Zivilisationen geben. Astronomen haben auch schon ermittelt, von wo aus dem All ein Signal solcher Aliens kommen könnte. Doch bisher waren alle Suchen nach Außerirdischen vergebens – es gab nur Fehlalarme.

Ein Petabyte an Radiodaten

Jetzt hat die Initiative Breakthrough Listen die bisher umfangreichste Radio-Durchmusterung der Milchstraße abgeschlossen. Ihre knapp zwei Petabyte an Daten stammen vom Parkes-Radioteleskop in Australien und dem Green Bank Telescope in den USA und umfassen Radiosignale im Frequenzbereich zwischen einem und zwölf Gigahertz. Diese bisher erst in Teilen ausgewertete Datensammlung wurde nun veröffentlicht.

„Wir hoffen, dass diese Datensätze etwas Neues und Interessantes enthüllen – sei es anderes intelligentes Leben oder noch unerkannte astronomische Phänomene“, sagt Matt Lebofsky von Breakthrough Listen. Forscher und die breite Öffentlichkeit können nun mithelfen, diese Datensätze nach potenziellen Alien-Signalen zu durchforsten.

20 nahe Sterne nach Alien-Signalen abgetastet

Ein erstes Ergebnis gibt es bereits: Forscher um Sofia Sheikh von der Pennsylvania State University haben die Radioemissionen von 20 nahegelegenen Sternen auf mögliche Alien-Signale hin analysiert. Diese Sterne liegen genau in dem Bereich des Alls, von dem aus außerirdische Astronomen die Passage der Erde vor der Sonne beobachten könnten. „Wenn andere Zivilisationen Teleskope wie wir haben, dann würden sie aufgrund dieser Transits wissen, dass die Sonne Planeten hat und auch, dass es auf der Erde Leben gibt“, erklärt Sheikh.

Die Hoffnung der Forscher: Wenn es auf diesen Sternen intelligente Außerirdische gibt, dann machen sie sich möglicherweise durch Radiosignale bemerkbar. „Wenn sie wissen, dass wir hier sind, dann könnten sie uns Signale schicken“, so Sheikh. „Bisher hat es aber noch keine gezielte Suche danach in dieser Himmelsregion gegeben.“ Deshalb suchten Sheikh und ihr Team nun in den Breakthrough-Daten nach auffälligen „Technosignaturen“ wie beispielsweise starken Radiosignalen einer sehr engen Bandbreite.

(Noch) keine Alien-Signale gefunden

Das Ergebnis: „Wir haben keine Aliens gefunden“, berichtet Sheikh. „Meine Suche war sensitiv genug, um einen Transmitter ähnlich den stärksten Radioemittern auf der Erde ausmachen zu können. Daher wissen wir nun, dass dort niemand so etwas wie unsere stärksten Radarsender auf uns richtet.“

Doch wie die Astronomin betont, habe ihre Studie nur einen Bruchteil der möglichen Orte und Wellenlängen eines solchen Signals ausgewertet. „Von allen Beobachtungsdaten, die wir haben, wurden bisher erst 20 oder 30 Prozent einer Analyse unterzogen“, erklärt Andrew Siemion vom SETI-Institute und einer der Leiter von Breakthrough Listen. Zudem sei es das Ziel, alle Daten mehrfach zu analysieren, um auszuschließen, dass ein mögliches Signal übersehen wird.

SETI hört künftig bei großen US-Radioteleskopen mit

In Zukunft soll auch die Datenbasis für die Fahndung nach außerirdischen Signalen erweitert werden: Das SETI-Institute wird künftig die Radioteleskope des Very Large Array in den USA mit speziellen Analysemodulen ausstatten. „Dieses Interface wird es uns erlauben, eine leistungsstarke, weitgefächerte SETI-Durchmusterung durchzuführen, die weit vollständiger ist als alle bisherigen Suchen dieser Art“, sagt Siemion.

Der große Vorteil: Statt knappe, kostbare Zeit bei nur wenigen großen Radioteleskopen wie dem Arecibo-Teleskop für diese Suche abzuknapsen, ermöglicht es die neue Technik, einfach im normalen Betrieb dieser Teleskope quasi mitzuhören. „Während das VLA seine üblichen wissenschaftlichen Beobachtungen durchführt, kann dieses System ergänzende Analysen dieser Daten durchführen“, erklärt Tony Beasley vom National Radio Astronomy Observatory (NRAO). (2020 AAAS Annual Meeting)

Quelle: National Radio Astronomy Observatory (NRAO), University of California – Berkeley, Penn State

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