Weniger lebensfeindlich als gedacht? Die Wolken der Venus galten bisher als zu säurehaltig, um selbst einfaches Leben zu ermöglichen. Doch jetzt enthüllt ein Experiment: Aminosäuren können der hochkonzentrierten Schwefelsäure der Venuswolken standhalten. Damit können alle wichtigen Lebensbausteine den Venusbedingungen trotzen. Rein biochemisch wäre daher außerirdisches Leben in den Venuswolken durchaus denkbar, wie die Forschenden berichten. Aber wie wahrscheinlich ist dies?
Die Venus war einst lebensfreundlich, in ihren Ozeanen könnte sich sogar Leben entwickelt haben. Doch das Wasser verdampfte und heute ist die Venus-Oberfläche tödlich heiß und lebensfeindlich. Anders ist dies in den Venuswolken: In rund 48 bis 80 Kilometer Höhe herrschen milde Temperaturen und ein erträglicher Druck. Sie könnten daher ein Refugium für Venus-Mikroben geboten haben – sofern es diese jemals gab.

Doch wie lebensfreundlich die Venuswolken wirklich sind und ob es dort außerirdischen Leben geben könnte, ist strittig. Zwar wiesen Planetenforscher im Jahr 2020 das Gas Phosphin nach, das als möglicher Indikator für biogenen Prozesse gilt. Andere Wissenschaftler bezweifeln jedoch, dass die Spektralsignatur von Phosphin stammt. Zudem enthalten die Wolkentröpfchen der Venus hochkonzentrierte Schwefelsäure, aber so gut wie kein freies Wasser.
Lebensbausteine im Härtetest
Das wirft die Frage auf, ob Zellen und biochemische Lebensbausteine unter den Bedingungen der Venuswolken überhaupt existieren können. Immerhin hatten frühere Versuche bereits ergeben, dass Nukleinsäuren und DNA-Basen der ätzenden Schwefelsäure durchaus widerstehen können. Deshalb haben nun Maxwell Seager vom Worcester Polytechnic Institute in den USA und sein Team eine weitere essenzielle Gruppe von molekularen Lebensbausteinen daraufhin geprüft: die Aminosäuren.