Überraschende Parallelen: Astronomen haben das Netzwerk eines Schleimpilzes zu Hilfe genommen, um die großräumige Struktur kosmischer Gase zu enträtseln. Das Pilznetz diente dabei als Ausgangspunkt für ein Modell, das die mögliche Verteilung der Gasfilamente simulierte. Der Clou dabei: Dieses Pilzmodell erwies sich als überraschend treffgenau. Dort, wo es primordiale Gase vorhersagte, wurden die Astronomen tatsächlich fündig.
Sterne, Galaxien und Galaxienhaufen sind im Kosmos nicht zufällig verteilt: Sie liegen vorwiegend an den Knotenpunkten eines gewaltigen Netzwerks aus Dunkler Materie und primordialen Gasen. Diese primordialen Gasfilamente sind der Rohstoff für neue Sternbildung und prägen gleichzeitig die großräumige Verteilung der Materie im Universum. In ihnen könnte sich zudem das „fehlende Drittel“ an normaler Materie verstecken, das Astrophysiker seit langem suchen.
Fahndung nach primordialen Gasen
Das Problem jedoch: Die kosmischen Gasfilamente sind so dünn und weitverstreut, dass sie kaum eindeutig nachweisbar sind. Das gelingt meist nur, wenn man ihre Lage und Struktur schon kennt und daher weiß, wo man die Gassignaturen suchen soll. Bisher nutzen Astrophysiker dafür meist Simulationen, die aus der Verteilung der Galaxien und der Dunklen Materie auf den Verlauf der kosmischen Gasfilamente schließen.
Einen ungewöhnlichen Weg, um diese Modelle zu verbessern, haben nun Joseph Burchett von der University of California in Santa Cruz und seine Kollegen gefunden – sie nutzten die Hilfe des Schleimpilzes Physarum polycephalum. Diese amöbenähnlichen Einzeller können durch koordiniertes Verhalten ausgedehnte Netzwerke bilden und dabei sogar Labyrinthe überwinden. Die effektive Raum- und Ressourcennutzung der Schleimpilz-Netzwerke brachte die Forscher auf die Idee, sie als Vorbild für ihr neues Modell zu nutzen.