Astronomische Klangkunstwerke: Die NASA hat erneut astronomische Aufnahmen und Teleskopdaten in Schall übersetzt, darunter einen handförmigen Supernova-Überrest und die Spiralgalaxie M74 – eine Art Schwester unserer Milchstraße. Bei dieser Sonifikation werden Strahlungsfrequenzen von Sternen, glühenden Gasen und anderen kosmischen Phänomenen in Schall umgewandelt. Wie dies funktioniert, erklärt eine neue NASA-Dokumentation.
Das Universum ist voller dramatischer und katastrophaler Ereignisse: Sterne explodieren in einer Supernova, Schwarze Löcher und Galaxien kollidieren und verschmelzen und Planeten bilden sich und werden zerstört. All dies geschieht lautlos, denn das Vakuum des Weltraums überträgt keinen Schall – auch wenn viele Science-Fiction-Filme uns dies glauben machen wollen.
Astronomische Bilder werden zu Tönen
Doch es gibt eine Möglichkeit, kosmische Phänomene hörbar zu machen: Wenn man die von Teleskopen eingefangenen Strahlungsfrequenzen in hörbare Töne „übersetzt“. Genau dies tut die NASA schon seit einigen Jahren in ihrem Sonification-Projekt. „Sonifications ergänzen die faszinierenden astronomischen Aufnahmen um eine zusätzliche Dimension“, erklärt Liz Landau, von der NASA. Zudem soll die Vertonung auch Blinden und Sehbehinderten dabei helfen, die Wunder des Kosmos zu erfassen.
Musikalisch hörbar gemacht hat die NASA bereits mehrere Supernova-Überreste, darunter den berühmten Krebsnebel, aber auch die Röntgenechos des Schwarzen Lochs V404 Cygni. Jetzt sind weitere Sonifikationen hinzugekommen – und eine ausführliche Dokumentation dazu. „Listen to the Universe“ erklärt, wie die Sonifikationen gemacht werden und stellt die Forschenden vor, die dies ermöglichen. Zu sehen ist die Doku jetzt frei zugänglich auf NASA+.
Einmal um die Spiralgalaxie M74
Zu den drei neuen Sonifikationen gehört die Spiralgalaxie M74 – ein Zwilling unserer Milchstraße. Sie liegt rund 32 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und kehrt uns ihre Breitseite zu. Für die Vertonung wurden Röntgendaten des Chandra-Weltraumteleskops, Infrarotdaten des James-Webb-Weltraumteleskops und Aufnahmen im sichtbaren Licht vom Hubble-Weltraumteleskop kombiniert und in Schall umgewandelt.
Die Vertonung tastet die Spiralgalaxie M74 von der Zwölf-Uhr-Position aus ab. Die Entfernung vom Galaxienzentrum kontrolliert dabei die Frequenz – je weiter eine galaktische Struktur vom Zentrum entfernt ist, desto höher klingen die Töne. Das Timbre der Klänge verrät, von welchem Teleskop die Daten stammen: Die Röntgendaten erklingen als gläserne, ätherische Töne, die optischen Daten des Hubble-Teleskops als Synthesizerklänge und metallische Zupftöne für die hellsten Sterne und Sternhaufen. Die Infrarotdaten sind als Perkussion unterschiedlicher Höhe zu hören.
Kosmische Hand und Quallennebel
Die zweite Sonifikation ist der Supernova-Überrest MSH 11-52. Diese Wolke glühender Gase und Staubteilchen ähnelt einer menschlichen Hand, die Vertonung fährt diese von unten nach oben ab. Die Röntgendaten des Chandra-Teleskops und des IXPE-Satelliten erklingen dabei als Streicher und windähnliche Geräusche, die Schockwelle klingt wie ein Feuerwerk. Infrarotdaten des Dark Energy Survey sind als Synthesizerklänge zu hören. Die Lichtpulse des zentralen Pulsars erzeugen siebenmal in der Sekunde einen hörbaren Beat.
Die dritte Vertonung ist ebenfalls ein Supernova-Überrest. Der Quallennebel IC 443 liegt rund 5.000 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Zwilling. Für seine Sonifikation wurden die Farben einer Kompositaufnahme des Chandra-Teleskops, des deutschen Röntgentelekops ROSAT, des Radioteleskopverbunds Very Large Array und von optischen Aufnahmen des Digitized Sky Survey in Schall umgewandelt. Rötliche Farben entsprechen dabei tieferen Tönen, blaue sehr hohen. Hintergrundsterne erzeugen den Klang tropfenden Wassers.
Quell: NASA