Raumfahrt

Starliner: Keine Rückkehr der Astronauten in Sicht

Crew der Boeing-Raumkapsel bleibt auf der ISS gestrandet, Zeitfenster schließt sich

Boeing-Starliner an der ISS
Die Starliner-Raumkapsel von Boeing, angedockt an der internationalen Raumstation ISS – ihr Rückflug zur Erde ist schon seit Wochen überfällig. © NASA

Überfällig: Eigentlich sollte der bemannte Erstflug des Boeing-Starliners zur ISS nur acht Tage dauern. Doch inzwischen sind fünf Wochen vergangen – und noch immer steht kein Rückflugtermin für die beiden NASA-Astronauten Sunita Williams and Barry Wilmore fest. Grund dafür ist eine Fehlfunktion der Antriebsdüsen schon beim Andockmanöver sowie mehrere Heliumlecks der Raumkapsel. Laut NASA konnte die Ursache des partiellen Düsenausfalls bisher nicht vollständig nachvollzogen werden. Doch allmählich wird die Zeit knapp.

Für ihre Transporte von Fracht und Astronauten setzt die NASA schon seit mehreren Jahren auf kommerzielle Anbieter und Vehikel – allen voran die Dragon-Raumkapsel von SpaceX. Am 5. Juni 2024 startete dann der bemannte Erstflug der Starliner-Raumkapsel von Boeing – mit mehr als einem Jahr Verspätung. Doch schon auf dem Hinweg zur Internationalen Raumstation ISS kam es zu Problemen: Es traten mehrere Heliumlecks auf und beim Andockmanöver funktionierten einige Antriebsdüsen des Servicemoduls der Raumkapsel nicht.

Boeing Starliner
Die Starliner-Raumkapsel von Boeing soll das zweite regelmäßige Transportmittel der USA zur ISS werden, doch es gab und gibt immer wieder technische Probleme (Illustration). © NASA/KASC; Boeing

Triebwerksausfall und Heliumlecks

Als Folge dieser Fehlfunktionen kehrten die beiden NASA-Astronauten Sunita Williams and Barry Wilmore nicht, wie ursprünglich vorgesehen, nach acht Tagen mit dem Starliner zur Erde zurück, sondern blieben auf der ISS. Dort unterstützen die beiden Astronauten seither die zurzeit siebenköpfige Crew der Raumstation bei ihren Aufgaben. Doch noch immer gibt es keinen Rückflugtermin für den Starliner und seine Besatzung, wie die NASA am 10. Juli in einem Update erklärte.

„Wir nehmen uns Zeit, um durch alle uns vorliegenden Daten zu gehen, bevor wir über ein Rückkehrdatum sprechen“, sagte Steve Stich vom Commercial Crew Program der NASA. Zuvor hatte die NASA sogenannte „Hot Fire“ Tests an einem Duplikat der Starliner-Triebwerke auf dem Testgelände in White Sands durchgeführt, um die Ursache für den Schubausfall beim Andocken der Raumkapsel zu ergründen. Bei diesen Tests werden die Triebwerke ähnlichen Schubpulsen und Temperaturen ausgesetzt wie beim Flug.

Ursachen bisher nicht eindeutig geklärt

Allerdings scheinen die Tests bisher keine klaren Ergebnisse über die Ursache des Schubausfalls geliefert zu haben. Den vorläufigen Daten zufolge kam es zu einer Überhitzung der Starliner-Düsen, weshalb sie sich abschalteten. Warum die Temperatur nicht im Regelbereich blieb, ist jedoch noch unklar, weil sich dies bei den Tests nicht replizieren ließ. Astronautin Williams erklärte: „Wir wollen vor allem wissen, was die Triebwerke leisten können und wie stark wir sie beim Austritt aus der Umlaufbahn belasten können.“ Denn für dieses De-Orbiting müssen die Triebwerke den Starliner abbremsen.

Ebenfalls nicht geklärt ist auch die Ursache mehrerer Heliumlecks an den Steuerdüsen der Raumkapsel. Diese hatten schon vor dem Start für Verzögerungen gesorgt und traten auch während des Hinflugs zur ISS auf. Zurzeit tritt zwar kein Helium mehr aus, dies liegt aber daran, dass die Steuerdüsen im angedockten Zustand geschlossen sind, wie die NASA erklärt.

Zeit bis maximal Mitte August

Doch allmählich wird die Zeit knapp: Mitte August startet eine neue Crew zur Internationalen Raumstation. Die vier Astronauten – drei von der NASA, einer aus Russland – sollen vier der jetzigen Crewmitglieder ersetzen. Typischerweise kommt es dabei zu einigen Tagen Überlappung, in der beide Besatzungen an Bord der ISS sind. Doch schon jetzt ist die Raumstation mit sieben regulären und den beiden zusätzlichen Personen an Bord übervoll.

„Es ist daher offensichtlich, dass wir Suni und Barry einige Tage vor diesem Startfenster mit dem Starliner nach Hause bringen müssen,“, räumte daher auch NASA-Manager Stich ein. Das sei der späteste Zeitpunkt. Aber noch sei man dabei, die Daten auszuwerten und zu ermitteln, wann der früheste geeignete Startzeitpunkt für den Rückkehrflug sei. Die NASA-Verantwortlichen betonen jedoch, dass selbst bei einem früheren Start, beispielsweise aufgrund eines Notfalls, die Sicherheit der Astronauten gewährleistet sei.

Auch die beiden Astronauten äußerten sich vor wenigen Tagen zuversichtlich: „Ich habe Vertrauen, Butch hat Vertrauen. Wir sind hier auf der Raumstation und der Starliner ist unser sicherer Hafen“, sagte Williams. „Es ist großartig, hier oben zu sein, wir beschweren uns daher nicht über ein paar zusätzliche Wochen.“

Quelle: NASA

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