Raumfahrt-Premiere: Beim fünften Test des „Starship“ ist SpaceX ein spektakulärer Durchbruch gelungen. Zum ersten Mal in der Raumfahrtgeschichte ist die Hauptbrennstufe einer Rakete zum Startturm zurückgekehrt und wurde von diesem mit Fangarmen „eingefangen“. Auch der Test der Raketenoberstufe gelang: Nach einer Erdumkreisung trat das Starship kontrolliert wieder in die Erdatmosphäre ein und landete im Ozean.
Das Starship von SpaceX ist die größte Rakete der Welt und ein Projekt der Superlative: Zusammen sind Trägerrakete, Raketenoberstufe und Raumkapsel 120 Meter hoch – höher und leistungsstärker als die legendäre Saturn-V der Apollo-Missionen. Anders als diese sind jedoch sowohl die Hauptbrennstufe als auch das eigentliche Starship wiederverwendbar: Beide können kontrolliert wieder landen. Allerdings ging bisher bei allen vier Tests des Ensembles etwas schief – es kam zu Explosionen, die Abtrennung der Brennstufe scheiterte und auch die Landung glückte nicht.
Starship-Test, die fünfte
Jetzt endlich hat das Starship den Durchbruch geschafft: Zum ersten Mal ist der Testflug des Starship-Ensembles erfolgreich bis zum Schluss abgelaufen. Am Sonntag, dem 13. Oktober 2024, startete die Rakete von der SpaceX-Startrampe in Texas und absolvierte nach zweieinhalb Minuten erfolgreich die Abtrennung der Hauptbrennstufe. Anders als normalerweise bei Trägerraketen wurden dabei die Triebwerke der ausgebrannten Unterstufe aber nicht alle abgeschaltet, sondern drei der Raptor-Triebwerke blieben beim Starship-Booster angeschaltet.
Dies ermöglichte es, die Raketenstufe kontrolliert mit dem Hinterteil voran zur Erde zurückzulenken. Anders als die Falcon-9-Booster, die ebenfalls zur Erde zurückkehren und frei landen, sollte die Starship-Brennstufe jedoch ein besonderes Kunststück absolvieren: Sie sollte zielgenau zum Startturm zurückkehren und dort von dessen stählernen „Fangarmen“ aus der Luft gefangen werden – ein solches Wiedereinfangen war noch nie zuvor versucht worden.
„Mechazilla“ fängt die Raketenstufe
„Tausende von spezifischen Kriterien mussten für diese Einfangversuch vom Vehikel und der Startrampe erfüllt werden“, erklärt SpaceX. Auch das Raumfahrtunternehmen hatte zuvor zwar die Fangbewegung der Arme im Stand getestet, nicht aber die koordinierte Bewegung von Raketenbrennstufe und dem „Mechazilla“ getauften Fangturm.
Doch das riskante Manöver gelang: „Mechazilla hat den Booster beim ersten Versuch gefangen“, berichtet SpaceX. Die Starship-Brennstufe manövrierte sich dabei im Sinkflug zielgenau an den Startturm heran und sank dann langsam in Reichweite der weit geöffneten Fangarme. Diese schlossen sich um den 70 Meter langen Zylinder des Boosters und hielten ihn fest, bevor er den Boden erreichte.
Mechazilla has caught the Super Heavy booster! pic.twitter.com/6R5YatSVJX
— SpaceX (@SpaceX) October 13, 2024
Auch Starship-Wiedereintritt erfolgreich
„Die Welt hat gesehen, wie die Zukunft aussehen wird, wenn das Starship Crew und Fracht zu Zielen auf Erde, Mond, Mars und darüber hinaus transportieren wird“, konstatierte SpaceX nach dem erfolgreichen Einfangen. Währenddessen absolvierte auch die Oberstufe mit der Starship-Raumkapsel ihren Teil des Tests erfolgreich: Das Starship stieg mithilfe seiner sechs Raptor-Triebwerke bis ins All auf und flog ein halbes Mal um die Erde.
Über dem Pazifik vollführte das Starship dann einen kontrollierten Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Dann folgte das komplexe „Flip“-Manöver, bei dem sich das Vehikel einmal um seine Querachse dreht – quasi wie eine Art Purzelbaum – und dann seine Landung im Meer mithilfe der Triebwerke kontrolliert abbremst. Auch dieser „Splashdown“ gelang. Eine Stunde und fünf Minuten nach dem Start war der Test des Starship damit beendet.
Quelle: SpaceX