Die Krankheit
Noch während Hawking studierte, machten sich bei ihm die ersten Symptome der unheilbaren Muskelkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) bemerkbar. Sie äußert sich durch fortschreitende Muskellähmungen und führt häufig schon nach einigen Jahren zum Tode. Bereits beim Schreiben seiner Doktorarbeit benötigte er Hilfe und konnte kaum mehr laufen. Ab 1968 saß der Forscher im Rollstuhl.
Trotz seiner Krankheit und zunehmenden Behinderung verfolgte Hawking seine Karriere weiter, hielt öffentliche Vorträge und führte auch privat ein fast normales Leben: Er heiratete, bekam Kinder und hat mehrere Enkelkinder. Als er nach einer Lungenentzündung im Jahr 1985 eine Atemhilfe brauchte und deswegen nicht mehr sprechen konnte, nutzte er einen Sprachcomputer für die Kommunikation. Seine Computerstimme ist wahrscheinlich eine der bekanntesten der Welt.

Der Theorie nach sendet ein Schwarzes Loch Hawking-Strahlung aus – bisher aber wurde dies noch nie experimentell bewiesen. © Alain r/CC-by.sa 2.5
Schwarze Löcher und Quantenphysik
Wissenschaftlichen Ruhm erlangte Hawking spätestens Anfang der 1970er Jahre, als er entscheidende Erkenntnisse zu Schwarzen Löchern publizierte. Denn damals galten solche Singularitäten noch als rein theoretisch-mathematisches Konstrukt. Ob es sie wirklich gab, war unbekannt. Hawking untermauerte nicht nur ihre Existenz, er lieferte auch die quantenphysikalische Basis für Phänomene wie den Ereignishorizont und die heute nach ihm benannte Hawking-Strahlung.
Bis zuletzt hat Hawking immer wieder neue, teilweise revolutionäre Ideen zu Schwarzen Löchern und der Frage, was mit von ihnen eingesaugten Objekten und Informationen passiert, publiziert. Er hoffte, dass die Gravitationswellen-Astronomie einige seiner Theorien dazu schon bald beweisen würde.
Wissensvermittlung für alle
Bei aller Komplexität seines Forschungsgebiets war Stephen Hawking nie der Typ Forscher, der im Elfenbeinturm blieb. Es war ihm ein Anliegen, die Kosmologie und die faszinierenden Phänomene des Kosmos auch einem breiten Publikum nahezubringen. Seine Vorträge, populärwissenschaftliche Bücher wie „Eine kurze Geschichte der Zeit“ und auch Fernsehsendungen machten den Astrophysiker weltweit bekannt.
Noch 2017 hatte der Astrophysiker seine Doktorarbeit frei zugänglich gemacht – ein Werk über die Expansion des Kosmos. „Ich möchte durch den freien Zugang zu meiner Doktorarbeit Menschen in der ganzen Welt inspirieren, hinauf zu den Sternen zu sehen statt nach unten auf ihre Füße“, sagte Hawking. „Damit sie über unseren Platz im Universum nachdenken und versuchen, sich ein Bild des Kosmos zu machen.“
„Into The Universe With Stephen Hawking“ – mit Fernsehdokumentationen wie dieser wollte der Physiker auch die breite Masse für die Astrophysik begeistern© Stephen Hawking
Hawking scheute auch nicht davor zurück, in Fernsehserien wie „The Big Bang Theory“, „Star Trek“ oder den „Simpsons“ aufzutreten oder seine Meinung zu Themen wie Künstlicher Intelligenz, dem Klimawandel oder Außerirdischen zu äußern. Gerade in den letzten Jahren warnte der Forscher, dass die Menschheit den Weg zu anderen Planeten und Nachbarsternen finden müsse, um im Falle einer globalen Katastrophe ausweichen zu können. Auch für das „Breakthrough Starshot“-Projekt, das einen ersten Flug zum Nachbarstern Alpha Centauri plant, engagierte er sich.
Stephen Hawking ist am Morgen des 14. März 2018 inmitten seiner Familie gestorben. Er wurde 76 Jahre alt und lebte damit Jahrzehnte länger als es Ärzte zu Beginn seiner Krankheit für möglich gehalten hätten.
(, 14.03.2018 – NPO)
14. März 2018