Astronomie

Sternentanz ums Schwarze Loch

Rätselhafte junge Sterne im Zentrum der Galaxis sind Relikte von Doppelsystemen

Blick auf das Zentrum der Milchstrasse © NASA/Caltech

Nahe dem Zentrum unserer Milchstraße existiert eine Klasse junger Sterne, die besonders nahe an einem Schwarzen Loch liegen. Jetzt haben Astronomen mithilfe von Computersimulationen das Rätsel um ihre Entstehung gelöst. Die ungewöhnlichen Sterne sind offenbar Reste von Doppelsternensystemen, wie die Forscher in der Fachzeitschrift „Astrophysical Journal Letters“ erklären.

Das Zentrum der Milchstraße ist ein Ort der Extreme: Dort befindet sich ein Schwarzes Loch, um das auf engstem Raum mehr Sterne kreisen als irgendwo sonst in der Galaxis. Besonders nah ist ihm eine Gruppe junger Sterne, die so genannten S-Sterne. Ihre Herkunft war den Astronomen bislang schleierhaft. Die enorme Anziehungskraft des Schwarzen Lochs lässt die Entstehung von Sternen in so geringer Entfernung nämlich eigentlich nicht zu.

Sterne im Tanz ums Schwarze Loch

Die S-Sterne kreisen in einer Entfernung von gerade einmal einem zehntel Lichtjahr um das Zentrum der Galaxis – ein Katzensprung für astronomische Verhältnisse. Das Schwarze Loch ist fast vier Millionen mal so schwer wie die Sonne. In seiner Umgebung befinden sich auch außergewöhnlich viele junge, massereiche Sterne. Astronomen haben etwa zwanzig junge Sterne entdeckt, die mit typischen Geschwindigkeiten von mehreren Millionen Kilometern pro Stunde um das Schwarze Loch herum rasen. Weiter entfernt vom Schwarzen Loch machten die Astronomen zwei Ringe aus jungen Sternen aus, die wahrscheinlich aus Gaswolken entstanden sind, die ins Zentrum der Milchstraße gefallen waren.

Per Computersimulationen gelang es nun dem Mathematiker Ulf Löckmann von der Universität Bonn erstmals, eine Verbindung zwischen den Sternen in den Ringen und den S-Sternen herzustellen und zu zeigen, wie Sterne aus den Ringen in die Nähe des Schwarzen Lochs gelangen.

Kosmisches Kräftemessen

Die Interaktion der beiden Ringe spielt dabei eine entscheidende Rolle: Aufgrund der Schwerkraft verbiegen sie sich gegenseitig. Dabei werden zahlreiche Sterne auf Bahnen gebracht, auf denen sie dem Schwarzen Loch äußerst nahe kommen. Zwar übersteht ein einzelner Stern solche nahen Begegnungen unbeschadet, aber viele Sterne entstehen nicht einzeln sondern in Doppelsternen.

Kommen diese dem Schwarzen Loch sehr nahe, wird die Gezeitenkraft des Schwarzen Lochs größer als die Schwerkraft, die den Doppelstern zusammenhält – so wird das Paar getrennt und ein Stern mit bis zu zehn Millionen Stundenkilometern aus dem Zentrum der Galaxis heraus geschossen. Er verlässt nach einigen zehn Millionen Jahren die Milchstraße und erlischt irgendwann in der Einsamkeit des Kosmos. Der andere Stern bleibt auf einer sehr engen Bahn um das Schwarze Loch zurück, auf der er es in wenigen Jahren umrundet: Ein neuer S-Stern ist entstanden.

Eine Animation der Erzeugung eines S-Sterns finden Sie hier

(Universität Bonn, 23.07.2008 – NPO)

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