Astronomie

Strahlenausbruch auf Proxima Centauri

Megaflare weckt Zweifel an der Lebensfreundlichkeit des uns nächsten Erdzwillings

Im März 2017 produzierte unser Nachbarstern Proxima Centauri einen extrem heftigen Strahlenausbruch - kein guter Tag für seinen Planeten. (Illustration) © Roberto Molar Candanosa / Carnegie Institution for Science, NASA/SDO, NASA/JPL

Tödliche Strahlendusche: Unser Nachbarstern Proxima Centauri hat im letzten Jahr einen enormen Strahlenausbruch produziert. Der Stern wurde dadurch in bestimmten Strahlenbereichen kurzzeitig um das Tausendfache heller, wie Astronomen berichten. Der erdähnliche Planet im Orbit um den Stern wurde dabei von einer heftigen Strahlendusche getroffen. Das könnte bedeuten, dass dieser nahe Erdzwilling weniger lebensfreundlich ist als gehofft.

Der Rote Zwerg Proxima Centauri ist unser nächster Nachbar – er liegt nur rund vier Lichtjahre von uns entfernt. Umso spannender war die Entdeckung, dass er von einem erdähnlichen Planeten umkreist wird. Dieser Erdzwilling liegt in der habitablen Zone seines Sterns und könnte daher günstige Bedingungen für Leben bieten. Allerdings: Beobachtungen zeigen, dass Proxima Centauri ein ungewöhnlich aktiver Stern ist, der häufig Sonnenflecken und damit verbunden auch Plasma- und Strahlenausbrüche produziert. Das weckt Zweifel an der Lebensfreundlichkeit des Planeten.

Enormer Strahlenausbruch

Diese Zweifel könnten Meredith MacGregor von der Carnegie Institution for Science und ihre Kollegen nun bestätigen. Sie haben Beobachtungsdaten des Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) aus dem letzten Jahr ausgewertet – und dabei Hinweise auf einen heftigen Strahlungsausbruch von Proxima Centauri entdeckt. „Der 24. März 2017 war definitiv kein normaler Tag für Proxima Centauri“, sagt MacGregor.

An diesem Tag schoss vom Roten Zwerg ein Strahlungspuls ins All, der die Helligkeit des Sterns zehn Sekunden lang um das Tausendfache verstärkte. „Der Flare erzeugt Strahlung im gesamten Bereich des elektromagnetischen Spektrums“, so die Forscher. Auf dem Höhepunkt dieses Ereignisses war der Strahlenausbruch sogar zehnmal stärker als die größten Flares unserer Sonne – und das, obwohl Proxima Centauri als Roter Zwerg sehr viel kleiner und lichtschwächer ist als sie.

Zwar war bereits bekannt, dass der Stern sehr oft schwächere Röntgenausbrüche erlebt, doch einen Flare dieser Größenordnung haben die Astronomen nun zum ersten Mal bei Proxima Centauri eingefangen.

Helligkeitszunahme von Proxima Centauri während des Strahlenausbruchs © Meredith MacGregor

Strahlendusche für den Planeten

Was aber bedeutet dies für den Planeten im Orbit um den Roten Zwerg? „Es ist sehr wahrscheinlich, dass Proxima Centauri B während dieses Flares von einem Puls energiereicher Strahlung getroffen wurde“, sagt MacGregor. Für mögliches Leben auf dem Planeten wäre eine solche Strahlendusche potenziell tödlich. Der Nachweis dieses Flares weckt daher weitere Zweifel an der Lebensfreundlichkeit des Exoplaneten.

„In den Milliarden Jahren, seit Proxima Centauri B entstanden ist, könnten Strahlenausbrüche wie dieser die Atmosphäre und mögliche Ozeane verdampft und die Oberfläche des Planeten geradezu sterilisiert haben“, erklärt MacGregor. „Das bestätigt, dass zu einer Habitabilität mehr gehört als nur der richtige Abstand vom Mutterstern.“

Doch keine Staubringe um Proxima Centauri?

Der Flare weckt auch Zweifel an einem weiteren Merkmal des nahen Planetensystems: Im November 2017 hatten Astronomen mögliche Hinweise darauf entdeckt, dass Proxima Centauri mehrere Staubringe und vielleicht sogar noch einen Planeten besitzen könnte. Indizien dafür war ein mit ALMA registrierter Überschuss an Wärmestrahlung im System.

Doch wie sich jetzt zeigt, könnte diese Wärmestrahlung auch von Strahlenausbrüchen des Sterns stammen. „Unsere Reanalyse der Daten enthüllt, dass Proxima Centauri während der damaligen Beobachtungen einen signifikanten Strahlenausbruch erlebte“, berichten die Astronomen. Dessen kurzzeitige Emissionen könnten die Wärmesignatur der beiden inneren Staubringe vorgetäuscht haben. Zwar schließen die neuen Ergebnisse den dritten, äußeren Staubring nicht aus, machen ihn aber nicht unbedingt wahrscheinlicher.

„Es gibt keinen Anlass anzunehmen, dass größere Mengen Staub um Proxima Centauri existieren“, meint Koautorin Alycia Weinberger von der Carnegie Institution. „Und bisher gibt es auch noch keine Hinweise darauf, dass dieser Stern ein reiches Planetensystem wie das unsrige besitzt.“ (Astrophysical Journal Letters, 2018; doi: 10.3847/2041-8213/aaad6b)

(Carnegie Institution for Science, 28.02.2018 – NPO)

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