Nicht zu übersehen: Heute leuchtet der Planet Jupiter so hell und groß am Himmel wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Denn der Gasriese steht in Opposition und damit von uns ausgesehen der Sonne genau gegenüber. Das Besondere ist jedoch, dass der Planet fast zeitgleich auch den erdnächsten Punkt seiner Bahn passiert. Er ist daher „nur“ noch 591 Millionen Kilometer von uns entfernt – so nah wie seit gut 60 Jahren nicht. Entsprechend prominent strahlt der Jupiter zurzeit am Himmel.
Der Jupiter ist ein Planet der Superlative: Kein anderer Planet im Sonnensystem erreicht auch nur annähernd die Größe und Masse dieses Gasriesen, keiner dreht sich so schnell, hat so viele Monde oder erzeugt so gewaltige Stürme. Seine Präsenz hat die Entwicklung des Sonnensystems geprägt und erst seine Wanderung könnte die Erde lebensfreundlich, die Venus aber zur Hitzehölle gemacht haben.
Wegen seines enormen Durchmessers von 143.000 Kilometern ist der Planet Jupiter trotz seiner großen Entfernung von der Erde schon mit bloßem Auge am Nachhimmel zu sehen. Zurzeit leuchtet er sogar die gesamte Nacht hindurch und steht schon kurz nach Sonnenuntergang als heller „Abendstern“ über dem Südost-Horizont. Seine Helligkeit übertrifft dabei sogar die der meisten Sterne.
So nah und hell wie seit 60 Jahren nicht
Heute, am 26. September 2022, bietet der Jupiter jedoch einen besonders prächtigen Anblick. Denn die Erde überholt den langsamen Jupiter gerade auf der „Innenbahn“ und dadurch bilden Sonne, Erde und Jupiter für kurze Zeit eine gerade Linie. Von uns aus gesehen steht der Jupiter dabei der Sonne genau gegenüber – in Opposition – und wird daher vom Sonnenlicht voll angestrahlt. Er erscheint dadurch besonders hell. Ein solches „Überholmanöver“ der Erde findet alle 13 Monate statt und ist daher eigentlich nicht selten.
Doch in diesem Jahr kommt ein weiterer Umstand dazu: Weil die Bahnen von Erde und Jupiter um die Sonne nicht ganz kreisförmig sind, variiert der Abstand zwischen beiden Planeten bei der Opposition deutlich. Der Erdabstand des Gasriesen kann zwischen rund 580 und 966 Millionen Kilometer schwanken. Weil der Jupiter aber im Januar 2023 den sonnennächsten Punkt seiner Bahn passiert, ist er bei seiner aktuellen Opposition auch der Erde besonders nahe. Er ist „nur“ noch 591 Millionen Kilometer entfernt – so nah kam der Planet uns zuletzt im Jahr 1963 – vor fast 60 Jahren.
Der Jupiter strahlt deswegen in diesen Tagen so prominent wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Mit einer Helligkeit der Magnitude -2,94 und einer scheinbaren Größe von knapp 50 Bogensekunden ist er am Himmel kaum zu übersehen. Nur Sonne, Mond und die Venus schaffen es im Moment noch, ihn zu überstrahlen. „Erst in 107 Jahren wird der Jupiter wieder so auffällig am Himmel stehen“, erklärt Thomas Kraupe, Direktor des Planetariums Hamburg.
Beste Zeit zur Beobachtung der vier großen Jupitermonde
Wer den Jupiter mit einem Fernglas betrachtet, kann jetzt auch die vier Galileischen Monde des Gasriesen erkennen – Io, Europa, Ganymed und Callisto. Diese großen Jupitermonde erscheinen als winzige Lichtpunkte, die rechts und links vom Planeten stehen. Sie wurden schon vor rund 410 Jahren von Galileo Galilei entdeckt. Mit ein wenig Glück ist sogar die typische Bänderung des Jupiter im Fernglas oder mit einem kleinen Teleskop erkennbar. Damit lässt sich auch verfolgen, wie die Jupitermonde vor dem Planeten vorbeiziehen.
Ganz ehrgeizige Himmelsbeobachter können in diesen Tagen sogar versuchen, die beiden Monde Ganymed und Callisto mit bloßem Auge zu sehen. Dafür sucht man sich am besten einen dunklen Standort und stellt sich dann so hin, dass der Jupiter knapp von einem Baumstamm, Laternenmast oder anderen Objekt verdeckt wird. Ganymed steht beispielsweise am 26. September gegen 22:00 Uhr deutlich links vom Jupiter, am 27. September zur gleichen Zeit bewegt sich Callisto im Außenbereich seiner Bahn um Jupiter.
Quelle: NASA, Sky & Telescope