Astronomie

Titan: Saturnmond hat aktive Eisvulkane

Vulkanschlote könnten Wasser aus Untergrund-Ozean an die Mondoberfläche befördern

Der mögliche Cryovulkan Sotra Patera hat einen typischen Krater © USGS

Der Saturnmond Titan gilt schon länger als besonders spannend und als möglicher Ort für Leben. Jetzt haben Forscher festgestellt, dass der Mond eine weitere Zutat dafür besitzt: Eisvulkane. Sie fördern offenbar flüssiges Wasser oder Methan aus dem Untergrund-Ozean an die Oberfläche. Erkennen lässt sich dies an Helligkeits-Veränderungen der Mondoberfläche, wie die Wissenschaftler auf dem European Planetary Science Congress (EPSC) 2013 in London berichten.

Der Saturnmond Titan ist ein Sonderfall unter den Monden des Sonnensystems. Denn er besitzt nicht nur eine Atmosphäre reich an organischen Kohlenstoffverbindungen, auf ihm bilden flüssiges und gasförmiges Methan zudem ein Äquivalent zum Wasser auf der Erde: Es sammelt sich in Seen, bildet Wolken und fällt als Regen auf die Titanoberflächen hinab. Auch die Oberfläche des Mondes ist bemerkenswert erdähnlich: Es gibt Dünen und Seen und zahlreiche Spuren aktiver Erosion. Unter anderem deshalb sind auf der sich ständig verändernden Oberfläche auch nur wenige Impaktkrater erhalten.

Blick durch den Wolkenschleier

Bisher offen blieb aber die Frage, ob der Saturnmond auch einen aktiven Vulkanismus besitzt – nicht in Form von heißen, Feuer und Lava speienden Vulkanen, sondern als Eisvulkane, die flüssiges Wasser aus einem unter der Eiskruste liegenden Ozean an die Oberfläche des Mondes transportieren. Anezina Solomonidou vom Observatoire de Paris und der Kapodistria Universität in Athen und seine Kollegen haben diese Frage des Cryovulkanismus genauer untersucht.

Dafür analysierten sie Daten des Visual and Infrared Mapping Spectrometer (VIMS) an Bord der Cassini-Raumsonde zu drei potenziell eisvulkanischen Regionen – Tui Regio, Hotei Regio und Sotra Patera. „Dank des VIMS konnte wir die Atmosphäre des Titan durchdringen und Veränderungen der Oberfläche im Laufe der Zeit beobachten“, erklärt Solomonidou.

Mögliche Lavakanäle auf dem Titan (links) und auf der Erde - am Vulkan Colima in Mexiko © ESA/ NASA/JPL/ University of Arizona

Helligkeits-Veränderungen als Indiz für Vulkanismus

„Interessanterweise hat sich die Albedo bei zwei der drei Gebieten im Laufe der Zeit tatsächlich verändert“, berichtet der Forscher. Als Albedo wird die Fähigkeit einer Oberfläche bezeichnet, Sonnenstrahlung zurückzuwerfen. Je höher die Albedo, desto reflektierender die Fläche. Wenn es aktiven Cryovulkanismus auf dem Titan gibt, müsste frisch ausgespienes Wasser oder Methan aus dem Untergrundozean gefrieren und dann als helle Ablagerungen sichtbar sein. An anderen Stellen könnten frisch aufreißende Schlote vielleicht auch kurzeitig als dunklere Stellen zu erkennen sein.

Wie die Forscher berichten, wurde Tui Regio von 2005 bis 2009 tatsächlich immer dunkler und Sotra Patera – der Top-Kandidat für Eisvulkane auf dem Titan – hat sich von 2005 nach 2006 deutlich aufgehellt. Dies würde zu früheren Beobachtungen passen, nach denen vor allem in diesen Gebieten Landschaftsformen existieren, die stark an irdische Vulkane, Kalderen und Lavaströme erinnern.

Nach Ansicht der Wissenschaftler deuten diese Beobachtungen zusammen mit den neuen Daten darauf hin, dass der größte Saturnmond Eisvulkane besitzen könnte, die mit dem flüssigen Wasserreservoir unter seiner Kruste in Verbindung stehen. „Diese Ergebnisse haben große Bedeutung auch für das Potenzial des Titan, Leben zu erhalten“, konstatiert Solomonidou. „Denn die cryovulkanischen Regionen könnten Umweltbedingungen bieten, in denen Leben entstehen könnte.“

(Europlanet Media Centre, 17.09.2013 – NPO)

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