Explosiver Ursprung: Die rätselhaften Rundseen auf dem Saturnmond Titan könnten völlig anders entstanden sein als gedacht – durch explosive Gasausbrüche. Ähnlich wie bei den irdischen Maaren lieferte das plötzliche Verdampfen einer Flüssigkeit dabei den nötigen Explosionsdruck. Im Falle des Titan durchlebte jedoch nicht Wasser, sondern Stickstoff diesen explosiven Phasenwechsel, wie Forscher im Fachmagazin „Nature Geoscience“ berichten.
Der Saturnmond Titan ist neben der Erde der einzige Himmelskörper im Sonnensystem, der Seen und Flüsse auf seiner Oberfläche besitzt. Sie sind nicht mit Wasser gefüllt, sondern vorwiegend mit flüssigem Methan und Ethan – Kohlenwasserstoffen, die auf dem Saturnmond als Eis, Flüssigkeit und Gas vorkommen. Damit ähneln Landschaften und Prozesse auf dem Titan trotz dieser ungewöhnlichen Chemie verblüffend denen der Erde.

Karst-Einbrüche – oder doch nicht?
Doch eine Landschaftsform gibt Forschern Rätsel auf: hunderte wie eingestanzt im Nordpolargebiet liegende Seen. Ihre steilen Ufer, tiefen Becken und hohen Randwülste lassen sich mit gängigen geologischen Prozessen nur schwer erklären. In ihrer Form und Tiefe ähneln diese Seen zwar irdischen Karstseen und Dolinen. Aber obwohl es auf dem Titan tatsächlich eine Art Karst zu geben scheint, passen vor allem die hohen Ränder nicht ins Bild, wie Guiseppe Mitri von der Universität Annunzio in Italien und seine Kollegen erklären.
Das Problem: Der fast kraterartig aufgewölbte Uferrand dieser Seen ragt teilweise mehr als hundert Meter über den Meeresspiegel des Titan auf. „Dolinen bilden sich aber durch Kollaps, Lösung oder Senkung des Terrains – diese Prozesse produzieren keine erhöhten Ränder“, so die Forscher. Doch was kann dann diese von Randwülsten umgebenen Seen geschaffen haben?