Mysteriöses Erlöschen: Astronomen haben untersucht, warum so viele massereiche Galaxien des frühen Kosmos abrupt erloschen sind – und Überraschendes entdeckt: Obwohl es vor rund zwölf Milliarden Jahren im Universum reichlich Gas und damit Rohstoff für die Sternbildung gab, herrschte in den erloschenen Galaxien drastischer Rohstoffmangel – sie enthielten kaum kaltes, molekulares Gas. Warum, ist allerdings weiterhin rätselhaft, wie das Team im Fachmagazin „Nature“ berichtet.
Eigentlich war die Frühzeit unseres Kosmos eine Phase intensiven Wachstums: In schneller Folge entstanden neue Sterne und Galaxien. Der Rohstoff dafür, kaltes molekulares Wasserstoffgas, war reichlich vorhanden und trieb die Sternbildung an. Doch es gibt einige frühe Galaxien, die trotz ihrer enormen Größe einfach abstarben – ihre Sternbildung stoppte aus bislang ungeklärten Gründen fast völlig. „Aus irgendeinem Grund haben sie einfach abgeschaltet“, sagt Erstautorin Katherine Whitaker von der University of Massachusetts in Amherst.
Kosmische und irdische Linsen als Helfer
Aber warum? Um das herauszufinden, haben Whitaker und ihre Kollegen sechs solcher Galaxien genauer unter die Lupe genommen. Diese stehen so günstig, dass ihr Licht von einer schweren Vordergrundgalaxie als Gravitationslinse verstärkt und vergrößert wird. „Wenn eine ferne Galaxie kaum noch neue Sternen bildet, wird sie so lichtschwach, dass es schwer oder sogar fast unmöglich wird, sie mit einem einzelnen Teleskop näher zu untersuchen“, erklärt Koautor Justin Spilker von der University of Texas in Austin.
Das vergrößerte Abbild der rund zwölf Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxien untersuchten die Astronomen mit dem Weltraumteleskop Hubble und den Radioteleskopen des Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA). Während die Hubble-Aufnahmen die Galaxien im nahinfraroten bis ultravioletten Bereich des Lichts abbilden und so beispielsweise die Verteilung der Sterne zeigen, machte die von ALMA eingefangenen Radio- und Mikrowellenstrahlung den Staub und damit den Rohstoff für die Sternbildung sichtbar.