Doch keine „normale“ Supernova? Eine der bekanntesten historischen Sternexplosionen könnte anders abgelaufen sein als bisher gedacht. Denn die vom Astronom Tycho Brahe vor 445 Jahren beobachtete Supernova ging nicht auf einen heißen, schnell wachsenden Weißen Zwerg zurück, wie neue Analysen von Astronomen zeigen. Stattdessen muss ein anderer Prozess die Explosion ausgelöst haben – möglicherweise eine Kollision zweier Weißer Zwerge.
Im Herbst des Jahres 1572 sah der dänische Astronom Tycho Brahe plötzlich einen ganz neuen Stern am Himmel aufleuchten. Er schien einige Wochen lang sogar heller als die Venus, verblasste dann aber allmählich. Diese Beobachtung revolutionierte das damalige Weltbild, denn sie demonstrierte unter anderem, dass der Sternenhimmel nicht unveränderlich ist. Worum es sich bei diesem neuen Stern ahndelte, wusste aber auch Tycho Brahe nicht.
Explosion eines Weißen Zwergs
Heute ist bekannt, dass Brahe damals Zeuge einer Supernova vom Typ Ia geworden war – der Explosion eines Weißen Zwergs in einem Doppelsternsystem. Sie gelten als wichtige Messlatten für die Kosmologie und als Lieferanten schwerer Elemente. Tychos Supernova war bislang eines der nächstgelegenen und prominentesten Beispiele für eine solche Sternenexplosion.
Doch was tatsächlich bei dieser Supernova passierte, ist weitaus weniger klar. Denn Beobachtungen am Supernova-Überrest lieferten widersprüchliche Ergebnisse. So entdeckten Astronomen 2011 einen Stern im Überrest, bei dem es sich möglicherweise um den überlebenden Partner des einst explodierten Weißen Zwergs handeln könnte. Andere Daten wiedersprachen dem jedoch.