Das Weltraumteleskop Hubble hat den Astronomen neue Erkenntnisse über den Planeten Uranus beschert: Sie entdeckten ein neues Paar Ringe und zwei kleine, bisher unbekannte Monde. Die beiden neuen Ringe sind so weit vom Planeten entfernt, dass sie als „zweites Ringsystem“ gelten. Weitere, jetzt in „Science“ veröffentlichte Daten enthüllen zudem, dass sich auch die Formation der inneren Monde in den letzten zehn Jahren deutlich verändert hat.
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„Die Beobachtung dieser neuen interagierenden Ringe und Monde wird uns helfen besser zu verstehen, wie planetarische Systeme gebildet und erhalten werden“, erklärt Jennifer Wiseman, Wissenschaftlerin am Hubble-Programm der NASA. „Die neuen Entdeckung demonstrieren, dass Uranus ein junges und dynamische System von Ringen und Monden besitzt“, ergänzt Mark Showalter vom SETI Institut in Mountainview, Kalifornien.
Da der Staub aus dem die Ringe bestehen, im Laufe der Zeit aus dem Orbit in den Weltraum herausdriftet, muss es eine Quelle geben, aus der das Ringmaterial kontinuierlich Nachschub erhält. Wäre dies nicht der Fall, würde es die Ringe bereits seit langem nicht mehr geben.
Kollisionen sorgen für Nachschub
Nach Ansicht von Showalter und seinem Kollegen Jack Lissauer vom Ames Forschungszentrum der NASA könnte der äußere Ring des Uranus diesen Nachschub von einem der in seiner Nachbarschaft kreisenden Monde, dem rund zwölf Kilometer großen Mab, beziehen. Meteoriteneinschläge auf der Mondoberfläche wirbeln Staub auf, der sich ausbreitet und letztlich den nahe gelegenen Ring bildet. Mit jedem Einschlag erhält der Ring so neue „Nahrung“, die den Verlust durch die Abdrift ausgleicht.
Der zweite, neu entdeckte Ring, der den Uranus näher umkreist, gibt den Astronomen jedoch in dieser Hinsicht noch Rätsel auf. Denn in seiner Nähe konnten die Forscher keinen sichtbaren Himmelskörper ausfindig machen, der für den Materialnachschub sorgt. Möglicherweise, so die Hypothese von Showalter, könnte dies ein Hinweis auf einen noch nicht entdeckten Gürtel aus zahlreichen, wenige Meter bis Kilometer großen Trümmerstücken und kleinen Himmelskörpern sein, aus dem bei einer zurückliegenden Kollision mit einem Uranusmond genügend Staub aufgewirbelt wurde, um den Ring entstehen zu lassen.
Chaotisches System
Die neuen Daten enthüllen jedoch auch im Inneren des Systems Veränderungen gegenüber den ersten Beobachtungen im Jahr 1994: „Es scheint sich um einen zufälligen oder chaotischen Prozess zu handeln, in dem es einen kontinuierlichen Austausch von Energie und Beschleunigung zwischen den Monden gibt“, erklärt Lissauer. Seinen Berechnungen nach könnten es alle paar Millionen Jahre eine Kollision der Monde geben – und damit weitaus häufiger als angesichts des Alters von rund 4,5 Milliarden Jahren des Uranusssystems angenommen.
Die ersten Ringe des Uranus wurden im Jahr 1977 während Beobachtungen der Planetenatmosphäre entdeckt. Der Vorbeiflug der Raumsonde Voyager enthüllte die beiden inneren ringe und zehn Monde, die äußeren Ringe jedoch blieben wegen ihrer großen Entfernung vom Planeten und geringen dichte noch unbemerkt.
(NASA, 23.12.2005 – NPO)