Feuriges Ende: Am 31. Juli 2022 raste ein heller Feuerball über die spanische Hauptstadt Madrid hinweg – und verglühte in der Atmosphäre. Jetzt haben Astronomen den Weg dieses Meteors zu seinem Ursprung zurück verfolgt. Der rund zehn Zentimeter große Brocken war demnach ein Bruchstück des Kometen 169P/NEAT, der am 11. August 2022 den erdnächsten Punkt seiner Bahn um die Sonne passiert. Von ihm könnten künftig noch mehr Meteore kommen.
Wenn Kometen das innere Sonnensystem erreichen, erwachen sie zum Leben: Die Wärme und Strahlung unseres Zentralsterns lässt Eis und flüchtige Verbindungen ausgasen und erzeugt den typischen Kometenschweif. Der solare Einfluss kann aber auch größere Brocken von einem Kometen absprengen oder ihn sogar komplett zerfallen lassen. Passiert die Erde diese Trümmer, können sie als besonders helle, große Meteore durch die Atmosphäre rasen.
Feuerball über Madrid
Genau dies war am 31. Kuli 2022 über der spanischen Hauptstadt Madrid zu beobachten. Ein heller Feuerball leuchtete in rund 100 Kilometer Höhe über Madrid auf und raste in nordöstlicher Richtung durch die Atmosphäre. Über der Provinz Guadalajara verglühte der wahrscheinlich nur rund zehn Zentimeter kleine Brocken dann in rund 77 Kilometer Höhe – folgenlos und völlig ungefährlich.
Der Flug des Meteors wurde von einer Reihe von erdbasierten Himmelskameras aufgezeichnet, darunter auch einer Kamera der Europäischen Raumfahrtagentur ESA im spanischen Cebreros und dem Southwestern Europe Meteor Network (SWEMN). Dies hat es Astronomen ermöglicht, die Flugbahn und die Herkunft dieses „Madrid-Meteors“ anhand der Aufnahmen zu rekonstruieren.
Fragment des Kometen 169P/NEAT
Die Analysen ergaben, dass der Feuerball wahrscheinlich ein Bruchstück des Kometen 169P/NEAT war. Dieser sehr kurzperiodische Komet umkreist die Sonne auf einem stark elliptischen Orbit und benötigt 1.540 Tage für einen Umlauf. Auf seiner Flugbahn kreuzt er die Umlaufbahnen von Venus und Erde und gilt daher als erdnahes Objekt. Der Komet kommt der Erde aber nie näher als 0,14 astronomische Einheiten – rund ein Zehntel der Entfernung Sonne-Erde.
Den Astronomen zufolge zerbrach der Komet 169P/NEAT vor rund 3.500 bis 5.000 Jahren und verlor dabei rund die Hälfte seiner ursprünglichen Masse. Der abgebrochene Teil zerfiel größtenteils zu einer Wolke aus Staub und kleineren Brocken. Weil diese Trümmerwolke einer Bahn folgt, die die Erdbahn streift, erzeugt sie einen bisher eher spärlichen Meteorschauer – die Alpha Capricorniden. Den Analysen zufolge war auch der Madrid-Meteor ein Teil dieses Schauers.
Bisher bewegt sich die Erde nur durch die dünne Randzone dieses Meteorschauers. In rund 200 Jahren könnte sich die Wolke der Kometentrümmer aber so weit verlagert haben, dass unser Planet sie an ihrer dichtesten Stelle passiert. Dann könnten die Alpha Capricorniden zum hellsten und dichtesten Meteorschauer des Jahres werden.
Quelle: European Space Agency (ESA)