Herkunft gesucht: Bisher war unklar, woher einige junge Riesensterne am Außenrand der Milchstraße stammen – vor Ort können sie nicht entstanden sein. Jetzt haben Astronomen die Herkunft und die stellare Familie von 15 dieser Ausreißer-Sterne gefunden. Der Abgleich von Flugbahn und stellaren Merkmalen verriet, dass diese Jungsterne einst in der Hauptscheibe der Galaxie entstanden, und auch, aus welchen Sternhaufen sie vor wenigen Millionen Jahren ausgeschleudert wurden.
Die meisten Sterne werden gemeinsam mit vielen andern in dichten Sternhaufen geboren. Doch durch Schwerkraft-Turbulenzen und Supernovae geraten einige dieser Sterne aus ihrer Bahn und verlassen ihren Ursprungsort. Auch unsere Sonne ist gewandert und wurde von ihren stellaren Geschwistern getrennt. In einigen Fällen jedoch bekommen die ausgeschleuderten Jungsterne so viel Schub, dass sie die Hauptebene der Milchstraße verlassen und weit über diese sogenannte „dünne Scheibe“ hinaus katapultiert werden.

Rätsel um junge Ausreißer-Sterne
„Heiße Jungsterne verlassen nur selten die dünne Scheibe der Milchstraße“, erklärt Brandon Schweers von der Lehigh University. „Wenn sie dies tun, fallen sie sofort auf – sie sind fehl am Platz.“ Denn in den Außenzonen über und unter der galaktischen Scheibe findet fast keine Sternbildung statt. Deshalb sind die meisten dortigen Sterne mehr als acht Milliarden Jahre alt. „Trotzdem finden wir dort auch eine kleine Zahl erst zehn bis 100 Millionen Jahre alter Sterne“, so der Astronom.
Doch woher diese Ausreißer-Sterne ursprünglich kamen, ließ sich bisher kaum ermitteln. Das hat sich nun geändert: Schweers und seine Kollegen haben einen „Vaterschaftstest“ für diese ausgestoßenen Jungsterne entwickelt, mit dem sie diese Sterne ihrem Herkunftshaufen zuordnen können. Möglich wurde dies dank der hochauflösenden Daten des europäischen Gaia-Weltraumteleskops, das Positionen, Bahnen und Bewegung von Millionen Sternen in der Milchstraße kartiert hat.