Mysteriöses Phänomen: In der unteren Gashülle der Venus haben Forscher eine planetenumspannende Wolkenstörung entdeckt. Der dunkle, bis zu 7.600 Kilometer lange Bogen reicht quer über den Venusäquator und rast in fünf Tagen einmal um den Planeten. Damit bewegt er sich schneller als die Winde auf seiner Höhe. Wodurch dieser seit mindestens 37 Jahren bestehende Bogen entsteht, ist noch rätselhaft.
Die Venus ist die „höllische“ Schwester der Erde: An ihrer Oberfläche ist es mehr als 460 Grad heiß, auf allem lastet der 90-fache Druck der Erdatmosphäre und dichte, ätzende Säurewolken rasen mit enormer Geschwindigkeit um den Planeten. Die Gashülle der Venus rotiert 60-Mal schneller als die Planetenoberfläche und bildet immer wieder riesige Strukturen, darunter eine Y-förmige Wolkenformation und einen planetenumspannenden Bogen. Auch ihre Nachtseite ist ungewöhnlich.

Störfront planetaren Ausmaßes
Jetzt haben Forscher um Javier Peralta von der japanischen Weltraumagentur JAXA und seine Kollegen ein weiteres rätselhaftes Phänomen in der Venusatmosphäre entdeckt. Im Gegensatz zu den schon bekannten Strukturen liegt es jedoch nicht in der oberen Wolkenetage, sondern in der bislang kaum erforschten unteren – in 48 bis 55 Kilometern Höhe. Aufgespürt haben sie die Struktur mithilfe der japanischen Venussonde Akatsuki.
Die neue Struktur besteht aus einer scharf abgegrenzten Störung in der Wolkendecke, die zwischen30 Grad nördlicher Breite und 40 Grad südlicher Breite liegt und sich quer über den Äquator erstreckt. Sie ist bis zu 7.600 Kilometer lang und rund 280 Kilometer breit. „Wenn es dies auf der Erde gäbe, wäre das eine Wolkenfront planetaren Ausmaßes – das ist unglaublich“, sagt Koautor Pedro Machado vom Institut für Astrophysik und Weltraumforschung in Lissabon.