Kurven im kosmischen Hintergrundlicht: Wieder hat ein internationales Forscherteam verräterische Polarisationsmuster in der kosmischen Hintergrundstrahlung entdeckt. Diesmal aber ist klar, dass diese sogenannten B-Modi nicht von der kosmischen Inflation stammen, sondern nachträglich durch Galaxiencluster im Vordergrund entstanden. Diese „Störsignale“ genau zu kennen, eröffnet nun eine neue Chance, das schwache Signal der Inflation doch noch zu finden.
Im März 2014 sorgten Forscher des BICEP2-Experiments für eine Sensation: Mit Hilfe des am Südpol stationierten Teleskops hatten sie bestimmte Muster in der Polarisation der kosmischen Hintergrundstrahlung entdeckt. Diese sogenannten B-Modi bilden eine Art Kurvenmuster in der Schwingungsrichtung der extrem schwachen Mikrowellenstrahlung, die den Kosmos erfüllt. Gängiger Theorie nach entstanden diese B-Modi durch Gravitationswellen im frühen Universum – und diese gelten als möglicher Beleg für die kosmische Inflation nach dem Urknall.
Doch schon wenige Monate später kam die Ernüchterung: Messungen des Planck-Weltraum-Teleskops ließen Zweifel an der schon als Nobelpreis-verdächtig gefeierten Entdeckung aufkommen. Denn einiges sprach dafür, dass die von BICEP2 beobachteten B-Modi nicht das lange gesuchte Signal der Gravitationswellen waren, sondern nachträglich entstanden, als das Licht der Hintergrundstrahlung Galaxiencluster und Staub in Vordergrund passierte.
Verfälscht durch Sekundäreffekte
„Die Hintergrundstrahlung, die wir beobachten, ist durch Sekundär-Effekte verändert“, erklären Adrian Lee von der University of California in Berkeley und seine Kollegen von der POLARBEAR-Kollaboration. Dazu gehört neben Staub vor allem der Gravitationslinsen-Effekt von großräumigen kosmischen Strukturen. Diese verzerren die Temperatur und Polarisation der Hintergrundstrahlung und wandeln eine weitere Art von Polarisationsmustern, die E-Modi, in B-Modi um.