Heute und am Samstag gibt es gleich zwei nahe Asteroidenvorbeiflüge – und einer dieser Brocken ist mit 2,3 Kilometer Größe ein echter Riese. Er wird uns heute aber im sicheren Abstand von 6,6 Millionen Kilometern passieren. Der zweite Asteroid kommt uns am Samstag deutlich näher: 2024 MK wird uns in nur 290.000 Kilometer Abstand passieren. Er wurde erst vor zehn Tagen entdeckt, obwohl er 120 bis 260 Meter groß ist. Unter anderem deshalb rüstet die ESA bei der Asteroidenüberwachung auf.
Ob der Dinokiller vor 66 Millionen Jahren, ein Feuerball über Berlin oder das Tunguska-Ereignis: Unsere Erde wird immer wieder von größeren und kleineren Brocken aus dem Weltall getroffen – und die Gefahr eines katastrophalen Einschlags ist real. Zwar kennen und überwachen Astronomen die Flugbahn von 95 Prozent aller erdnahen, mehr als einen Kilometer großen Asteroiden, aber bei kleineren Brocken ist die Dunkelziffer hoch. Immer wieder kommt es vor, dass Asteroiden erst kurz vor einem nahen Vorbeiflug an der Erde entdeckt werden.
2011 UL21: Größer als 99 Prozent aller erdnahen Asteroiden
Auch heute und am Samstag stehen wieder zwei nahe Asteroiden-Vorbeiflüge an – und eines der Objekte wurde erst vor gut zehn Tagen entdeckt. Der erste Besucher ist einer der größten je in Erdnähe entdeckten Asteroiden. Mit einem Durchmesser von 2.310 Metern ist (415029) 2011 UL21 größer als 99 Prozent aller bekannten erdnahen Objekte, wie die Europäische Weltraumorganisation ESA erklärt.
Asteroid 2011 UL21 wird heute an der Ede vorbeifliegen – allerdings im sicheren Abstand von 6,6 Millionen Kilometern – dem 17-fachen Mondabstand. Bei seiner Entdeckung am 27. Oktober 2011 wurde dieser Asteroid aber zunächst als potenziell bedrohlich angesehen und in die Klasse 1 der Torino-Skala eingestuft. Denn es war nicht auszuschließen, dass er im Jahr 2029 einschlagen könnte. Erst nach rund zwei Wochen der Beobachtung konnten Astronomen die Flugbahn von 2011 UL21 so weit eingrenzen, dass die Erde definitiv nicht mehr im Trefferbereich liegt.
Ungewöhnlich an diesem Asteroiden vom Apollo-Typ ist seine gegen die Planetenebene des Sonnensystems stark geneigte Umlaufbahn. Astronomen vermuten, dass der Schwerkrafteinfluss des Gasriesen Jupiter den Brocken aus seiner ursprünglichen Bahn auslenkte. „Jupiter kann zuvor ungefährliche Asteroiden auch in Richtung Erde ablenken, daher ist es wichtig, diesen Prozess zu verstehen und zu erforschen“, so die ESA. 2011 UL21 kreuzt nun regelmäßig die Erdbahn und vollführt dabei elf Sonnenumläufe in 34 Erdenjahren.
2024 MK: Erst vor gut zehn Tagen entdeckt
Der zweite Vorbeiflug eines Asteroiden wird am 29. Juni 2024 erfolgen – und uns sehr viel näher kommen. Der zwischen 120 und 260 Meter große Asteroid 2024 MK wird am Samstag im Abstand von nur 290.000 Kilometern an uns vorbeirasen – dies entspricht rund drei Vierteln des Mondabstands. Er könnte schon mit einem kleinen Hobby-Teleskop zu sehen sein.
Das Besonders an diesem Brocken ist seine späte Entdeckung: 2024 MK wurde erst am 16. Juni 2024 identifiziert – rund zwei Wochen vor seiner nahen Passage. „Die Entdeckung dieses Asteroiden so kurz bevor er an unserm Planeten vorbeifliegt unterstreicht die Notwendigkeit, potenziell bedrohliche erdnahe Objekte noch besser zu detektieren und zu überwachen“, konstatiert die ESA. Denn es kommt immer wieder vor, dass Astronomen gerade kleinere oder direkt aus Richtung Sonne heranfliegende Asteroiden erst Wochen, Tage oder sogar Stunden vor ihrem nahen Vorbeiflug entdecken.
„Fliegenaugen“-Teleskope als Suchhelfer
Um potenziell gefährliche Asteroiden in Zukunft schneller und zuverlässiger aufzuspüren, entwickelt die ESA zurzeit ein Netzwerk von automatischen Spezialteleskopen, deren Optiken von den Facettenaugen der Insekten inspiriert sind: Die Flyeye-Teleskope teilen das Licht auf 16 Einzelkanäle und Kameras auf, was ihnen ein besonders großes Sichtfeld verleiht. Damit scannen sie den Himmel jede Nacht komplett ab und nehmen sie dieselbe Himmelsregion mehrfach im Abstand weniger Minuten auf.
Sind dabei Veränderungen sichtbar, treten Astronomen in Aktion und prüfen die Beobachtungen. „Das extrem breite Sichtfeld der Flyeye-Teleskope wird es uns ermöglichen, den Himmel viel schneller nach bedrohlichen oder interessanten Objekten abzusuchen als zuvor“, sagt Richard Moissl, Leiter der planetaren Abwehr der ESA.
Infrarot-Sonde und Rammtest
Ein weiterer Helfer für die Asteroidenüberwachung ist die ESA-Sonde NEOMIR, die um 2030 herum zum Lagrangepunkt 1 zwischen Sonne und Erde starten soll. Dieses fliegende Infrarotteleskop soll diesen Standort und seine Infrarotsicht nutzen, um speziell die aus Richtung Sonne heranfliegenden Asteroiden rechtzeitig zu erkennen.
Parallel entwickeln Forschungsteams und Weltraumagenturen Technologien, durch die Asteroiden auf Erdkurs in Zukunft möglichst effizient und frühzeitig abgelenkt werden könnten. Ein erster Praxistest fand im Herbst 2022 mit der DART-Mission statt. Sie rammte den Asteroidenmond Dimorphos und lenkte ihn so aus seiner Bahn. Noch in diesem Jahr startet die ESA mit der Raumsonde HERA eine Folgemission, die vor Ort genauer untersuchen soll, welche Auswirkungen das Rammen hatte.
Quelle: European Space Agency (ESA)