Auf dem Weg zu den Sternen: Die Raumsonde Voyager 2 hat den interstellaren Raum erreicht – als zweites menschengemachtes Vehikel nach ihrer Schwestersonde Voyager 1. Am 5. November hat Voyager 2 den schützenden Einflussbereich unserer Sonne verlassen, wie die NASA berichtet. Die Daten der Sonde könnten ganz neue Erkenntnisse über den Grenzbereich zum interstellaren Raum liefern, denn sie trägt ein Instrument an Bord, das bei ihrer Schwestersonde nicht mehr funktioniert.
Die beiden Voyagersonden sind die Vorhut der Menschheit. Denn sie haben auf ihrer inzwischen 41 Jahre langen Reise durch das Sonnensystem Bereiche des Weltalls erkundet, in die nie zuvor ein menschengemachtes Gefährt vorgedrungen ist. Voyager 1 hat bereits vor gut fünf Jahren die Grenze zum interstellaren Raum passiert und erste Daten aus dem Bereich knapp außerhalb der vom Sonnenwind dominierten Heliosphäre übermittelt.
Bei Voyager 2 kündigte sich bereits im Oktober 2018 an, dass auch sie sich nun dieser Grenze zum interstellaren Raum nähert. Damals registrierten die Messgeräte der Sonde einen auffälligen Anstieg kosmischer Strahlung. Voyager 2 ist inzwischen rund 18 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Ihre Funksignale benötigen 16,5 Stunden, um die Erde zu erreichen.
Steiler Abfall des Sonnenwinds
Jetzt ist es soweit: Wie die NASA mitteilt, sprechen die Messdaten nun dafür, dass Voyager 2 die Heliopause passiert hat. Demnach registrierte das Plasma-Instrument an Bord der Sonde am 5. November einen steilen Abfall in der Dichte der Sonnenwind-Teilchen. Seither sei kein Sonnenwind in der Umgebung von Voyager 2 mehr gemessen worden, so die NASA. Drei weitere Instrumente an Bord liefern seither ebenfalls Daten, die auf ein Verlassen der Heliosphäre hindeuten.
Damit ist nun klar, dass auch Voyager 2 in den interstellaren Raum vorgedrungen ist. Die Menschheit hat damit nun zwei Sonden, die dieses unerforschte Terrain im Außenbereich des Sonnensystems erkunden können. „Darauf haben wir lange gewartet. Denn jetzt können wir gespannt sein darauf, was wir dank dieser beiden Sonden über das Weltall außerhalb der Heliopause lernen können“, sagt Voyager-Projektmanagerin Suzanne Dodd.
Ganz neue Daten aus dem interstellaren Raum
Das Spannende daran: Während bei Voyager 1 ein entscheidendes Plasma-Messgerät schon seit den 1980er Jahren defekt ist, funktioniert dieses Instrument bei Voyager 2 noch. Die Sonde kann damit ganz neue Daten von den Teilchenströmen im interstellaren Raum liefern. „Außerhalb der schützenden Blase der Heliosphäre kommt das meiste Material von fremden Sternen, die vor fünf, zehn oder 15 Millionen Jahren explodiert sind“, sagt Voyager-Projektwissenschaftler Ed Stone
Diesen „Sternenstaub“ kann Voyager 2 nun genauer untersuchen. „Es gibt noch eine Menge zu lernen über diesen Weltraumbereich unmittelbar außerhalb der Heliopause“, sagt Stone. Beide Raumsonden haben noch genügend Energiereserven, um mehrere Jahre lang Messungen durchzuführen und ihre Daten zur Erde zurückzusenden. Erst in rund zehn Jahren werden sie dann allmählich ihre Systeme abschalten und jahrtausendelang stumm weiter durch das All rasen.
Wohin die Voyager-Sonden fliegen und welche Sterne auf ihrem Weg liegen, haben Astronomen vor einiger Zeit ermittelt. Der nächste Meilenstein allerdings wird in rund 300 Jahren die innere Grenze der Oortschen Wolke sein – eines fernen Gürtels aus eisigen Brocken, der das Sonnensystem außen umgibt. Erst in rund 30.000 Jahren werden die Raumsonden diesen Bereich verlassen und weiterfliegen zu den Sternen.
Quelle: NASA