Noch hat zwar kein Mensch den Boden des Mars betreten, aber die ersten marsianischen „Wanderkarten“ dafür gäbe es bereits: Mithilfe der hochauflösenden HRSC-Kamera an Bord der Mars Express Sonde haben Wissenschaftler jetzt die ersten großmaßstäbigen topographischen Karten der Planetenoberfläche produziert. Sie sollen auch die Vorbereitung zukünftiger Marsmissionen erleichtern.
Die neuen Karten zeigen detailliert die Höhenlinien und Strukturen in der Region Iani Chaos. Diese Region wurde ausgewählt, da sie besonders vielfältige und auch für die Forschung spannende Landschaftsformen aufweist. Das Terrain ist über und über mit einzelnen Gesteinsblöcken und Hügeln bedeckt. Diese „Inseln“ gelten als Überreste einer vorherigen, älteren Marslandschaft. Sie blieben stehen, während die dazwischen liegenden Gebiete abgesenkt wurden, als Höhlen unter der Oberfläche einbrachen. Möglicherweise waren diese Höhlen ursprünglich mit Eis ausgefüllt, das aber durch die vulkanische Aktivität erwärmt und geschmolzen wurde. Das Schmelzwasser floss ab und strömte in Richtung Ares Vallis, den nördlichen Ebenen des Mars.
Das für die Auswertung der HRSC-Bilder zuständige Forscherteam unter der Leitung von Gerhard Neukum von der Freien Universität Berlin hat jetzt Karten in den Maßstäben 1:200.000 bis 1:50.000 produziert. Dazu erstellten sie zunächst aus den Daten der Kamera dreidimensionale Geländemodelle, so genannte Digital Terrain Models (DTMs). Dann überlagerten sie mithilfe dieser Höheninformationen die hochauflösenden Bilder der Marsoberfläche mit Konturlinien, die die Höhenlinien angeben. Im Maßstab 1:200.000 liegen diese Linien 250 Meter auseinander, im Maßstab 1:50.000 geben sie die Höhendifferenzen in Schritten von 50 Metern an.
Solche topographischen Karten dienen auf der Erde als klassische Wanderkarten, werden aber auch für die Feldforschung und Planungsarbeiten von Behörden und Institutionen eingesetzt. Die HRSC-Kamera an Bord der Mars Express Sonde soll nun nach und nach die Datengrundlage für topographische Karten der gesamten Marsoberfläche sammeln. Ergebnis wären dann 10.372 Kartenblätter im Maßstab 1:200.000. Dies setzt allerdings voraus, dass das Kartierungsprogramm nicht wie bisher unter rein deutscher Förderung läuft, sondern auf europäischer Ebene weitergeführt wird.
(ESA, 14.02.2007 – NPO)