Kurz vor der Explosion: Astronomen haben einen Weißen Zwerg entdeckt, der jederzeit in einer Supernova explodieren könnte. Denn seine Masse liegt nur noch ganz knapp unter der kritischen Grenze, ab der die fatale Kettenreaktion einsetzt – und er saugt weiter Materie von seinem Nachbarstern ab. Ob die Supernova allerdings morgen oder in tausend Jahren stattfindet, können auch die Forscher nicht vorhersagen.
Eine Supernovae des Typs 1a ereignet sich typischerweise in einem Doppelsternsystem, in dem ein Weißer Zwerg und ein anderer Stern eng umeinander kreisen. Die Schwerkraft des Weißen Zwerg saugt dabei immer wieder Material von seinem Partner ab und das verhilft ihm zu einer Art Gnadenfrist – aber nicht lange. Denn der Gasklau führt schnell zu einer Nova beim Weißen Zwerg – einer Explosion, bei der er einen Teil seiner Gashüllen wegschleudert und für kurze Zeit heller leuchtet als hunderttausend Sonnen.
Immer kürzere Nova-Abstände
Je mehr Masse sich der Weiße Zwerg aneignet, desto häufiger können sich solche Novas wiederholen, manche sogar alle zehn Jahre einmal. Doch wenn der Weiße Zwerg eine kritische Masse von rund 1,4 Sonnenmassen überschreitet, dann folgt die letzte Explosion, die Supernova. Bei dieser steigt die Kerntemperatur des Weißen Zwergs schnell auf rund 500 Millionen Grad an – das ist 30 Mal heißer als der Kern der Sonne – und der Kern des Sterns explodiert. Seine Trümmer leuchten noch einige Tage lang heller als Milliarden Sonnen.
Jetzt haben Astronomen um Matt Darnley von der John Mores University in Liverpool erstmals einen Weißen Zwerg entdeckt, der ganz knapp vor einer Supernova stehen könnte. Der Stern M31N 2008-12a liegt in der Andromeda-Galaxie und fiel in den letzten Jahren schon durch ungewöhnlich schnell aufeinanderfolgende Novae auf: 2009, 2011, 2012, 2013 und 2014 ließen die Explosionen ihn hell aufleuchten.
„Morgen oder in tausenden Jahren“
Die neuesten Beobachtungen lassen nun darauf schließen, dass sich M31N 2008-12a kurz vor seinem endgültigen Ende in einer Supernova stehen könnte. Demnach liegt der Weiße Zwerg nur ganz knapp unter der kritischen Masse und könnte innerhalb der nächsten hunderttausend Jahre jederzeit explodieren. „Das könnte schon morgen passieren, oder hunderte bis tausende Jahre in der Zukunft“, berichtet Darnley auf dem National Astronomy Meeting in Llandudno.
Die Forscher wollen den Weißen Zwerg nun weiter überwachen, um die Zeit vor seinem Ende genauer studieren zu können. „So etwas haben wir noch nie zuvor gesehen“, sagt Darnley. „Das System steht direkt vor seiner totalen Vernichtung und wir können dabei zuschauen, wie es sich direkt vor dieser Supernova verändert.“ Für die Astronomie ist das eine wertvolle Chance, mehr über diese Explosionen zu erfahren.
(Royal Astronomical Society (RAS), 13.07.2015 – NPO)