Astronomie

Wie lässt sich die Radioastronomie vor Störstrahlung schützen?

Weltfunkkonferenz veranlasst Maßnahmen zum besseren Schutz vor Satellitenkonstellationen

ALMA-Radioteleskope
Das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) ist eines der leistungsfähigsten Werkzeuge der Radioastronomie. Es besteht aus einem Netzwerkt von knapp 60 Radioteleskopen in der chilenischen Atacamawüste © ESO/ C. Malin (christophmalin.com)

Der Himmel wird immer voller: Neue Satelliten-Konstellationen wie Starlink und Co werden für die Radioastronomie zunehmend zum Problem – ihre Strahlung stört die sensiblen Messungen. Jetzt hat sich erstmals auch die Weltfunkkonferenz mit diesem Problem befasst. Auf dem internationalen Meeting, in dem es unter anderem um die Aufteilung der Mobilfunk- und Radiofrequenzen geht, wurden erste Schritte zu einer besseren Regelung beschlossen. Dafür sollen nun zunächst gezielt Studien zu den Störeffekten durchgeführt werden.

Das Radiospektrum – die Gesamtheit aller elektromagnetischen Frequenzen für Funkübertragungen oder Messungen – ist nahezu vollständig belegt. In jedem Bereich der gesamten Bandbreite gibt es Dienste, Geräte oder Anwendungen, die auf dieser Frequenz Strahlung emittieren oder kommunizieren. Für die Radioastronomie ist das jedoch problematisch. Denn die Radioemissionen kosmischer Phänomene kommen oft aus Millionen bis Milliarden Lichtjahren Entfernung und sind entsprechend schwach.

Effelsberg-Teleskop
Das Radioteleskop Effelsberg ist mit seinen 100 Meter Durchmesser eines der größten der Welt. Doch seine Lage in einem geschützten Eifeltal hilft nicht gegen Störstrahlung aus dem Orbit. © Norbert Tacken / MPI für Radioastronomie

Leckstrahlung von Satellitenkonstellationen

Unter anderem deshalb werden Radioteleskope meist in entlegenen Gegenden errichtet – möglichst weit weg von menschengemachter Störstrahlung. „Das ist auch der Grund, warum das Effelsberg-Radioteleskop in einem Tal in der Eifel gebaut wurde und nicht mitten in Bonn“, erklärt Gyula Józsa vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Zusätzlich sind bestimmte Bereiche des Radiospektrums geschützt und dürfen nicht von anderen Anlagen genutzt werden. Dazu gehört unter anderem das Frequenzband zwischen 150,05 und 153 Megahertz.

Doch das reicht inzwischen nicht mehr aus: Die neuen Satelliten-Megakonstellationen wie Starlink, Kuiper oder OneWeb funken zwar auf zulässigen Frequenzen, ihre Elektronik erzeugt aber unbeabsichtigte Leckstrahlung, die im Bereich der radioastronomischen Beobachtungsfrequenzen liegt, wie eine Studie kürzlich enthüllte. Als Folge entstehen helle Störstreifen in den Aufnahmen. Weil die Satelliten zudem im Orbit kreisen, hilft den Teleskopen auch ihre entlegene, gegen irdische Strahlung geschützte Lage gegen diese Effekte wenig.

Erste Resolution zum Schutz vor orbitaler Störstrahlung

Jetzt kommt erstmals Bewegung in diese Problematik: Nachdem die radioastronomische Gemeinschaft schon länger vor der sich verschärfenden Problematik warnte, hat sich jetzt erstmals auch die Weltfunkkonferenz in Dubai damit befasst. Weltfunkkonferenzen finden alle drei bis vier Jahre statt und umfassen tausende Delegierte der Telekommunikationsbehörden wie der Bundesnetzagentur in Deutschland sowie anderer Interessengruppen aus Industrie, Wirtschaft und Wissenschaft. Dabei wird darüber verhandelt, welchen Anwendungen welcher Anteil am Radiospektrum zusteht.

Bei der diesjährigen Weltfunkkonferenz standen auch die Radioastronomie und ihre Störung durch Satelliten-Konstellationen auf der Tagesordnung. Erstmals wurde dabei eine Resolution verabschiedet, die die radioastronomischen Beobachtungen in Zukunft besser schützen soll. „In Anbetracht der Tatsache, dass die Radioastronomie eine zentrale wissenschaftliche Disziplin ist, die eine entscheidende Rolle bei der Entschlüsselung der Geheimnisse des Kosmos spielt…“ – so der Beginn der neuen Resolution der Internationalen Fernmeldeunion (ITU).

Der Anfang ist gemacht

Konkret fordert die neue Resolution die Mitgliedsstaaten der ITU auf, bis zur nächsten Konferenz im Jahr 2027 technische und regulatorische Lösungen zu erarbeiten, um das von der Radioastronomie genutzte Frequenzspektrum besser zu schützen und bestehende Schutzzonen für Radioobservatorien zu erhalten. Dafür sollen nun zunächst Studien durchgeführt werden, die das Ausmaß des Problems, aber auch mögliche technische Lösungen näher untersuchen.

Nach Ansicht der Radioastronomen ist dies ein wichtiger erster Schritt. „Das ist noch ein gutes Stück Arbeit für die beteiligten Radioastronomen“, sagt Józsa. „Wir sind aber sehr zuversichtlich, weil wir viele der notwendigen Vorarbeiten bereits gemeinsam mit unseren Kollegen geleistet haben.“

Quelle: Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn

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