Die Milchstraße ist ein Exot: Ihre Elementverteilung weicht deutlich von der anderer Galaxien ihrer Größe und ihres Alters ab, wie Astronomen herausgefunden haben. Während bei den meisten ihrer „Artgenossen“ der Anteil von metallreichen Sternen relativ regelmäßig abnimmt, gibt es bei der Milchstraße einen zweigeteilten Verlauf mit Peak bei rund 23.000 Lichtjahren Entfernung vom Zentrum. Eine solche Zweiteilung lässt sich nur bei rund einem Prozent ähnlicher Galaxien beobachten – und bei keiner ist der Verlauf so steil.
Auf den ersten Blick ist unsere Milchstraße eine ziemlich gewöhnliche Galaxie vom Typ der Balkenspiralen. Sie ist zwar ein wenig verbeult und zeigt Spuren früherer Kollisionen, dennoch gab es schon im frühen Kosmos Galaxien in ganz ähnlicher Form. Unklar war bisher allerdings, ob unsere Heimatgalaxie auch in der Verteilung ihrer Sterne und deren altersbedingter Chemie ein typischer Fall oder eher eine Ausnahme ist.
Milchstraße im Galaxienvergleich
„Seit Astronomen vor hundert Jahren erkannt haben, dass die Milchstraße nicht die einzige Galaxie im Universum ist, haben sie sich gefragt, ob unsere Milchstraße etwas Besonderes ist oder nicht“, erklärt Erstautor Jianhui Lian vom Max-Planck-Institut für Astronomie und der Universität Yunnan. Das Problem: Weil wir Erdlinge unsere Galaxie nicht von oben sehen, sondern mittendrin sitzen, ist unsere Sicht auf viele Regionen blockiert. Erst aufwendige Kartierungen stellarer Spektren mit dem Sloan Digital Sky Survey oder dem Gaia-Satelliten der ESA liefern heute mehr Einblick.
Jetzt haben Lian und sein Team diese Daten erstmals genutzt, um die stellare Alters- und Elementverteilung der Milchstraße mit der anderer Galaxien gleicher Masse und ähnlicher Sternbildungsrate zu vergleichen. Dafür untersuchten sie zunächst für unsere Heimatgalaxie, ob und wie sich der Anteil schwerer Elemente in Sternen vom galaktischen Zentrum bis an den Außenrand verändert.