Unsichtbare Kontamination: Raketenteile und Satelliten sorgen nicht nur für Weltraumschrott – sie verschmutzen auch zunehmend die irdische Stratosphäre, wie Messungen enthüllen. Demnach enthalten rund zehn Prozent der Aerosole in der oberen Atmosphäre bereits Metallpartikel aus Triebwerken und verglühten Raumfahrtkomponenten, darunter Aluminium, Lithium, Kupfer und Blei. Mit dem Anstieg der Satellitenstarts in den nächsten Jahren wird sich dies weiter erhöhen. Welche Folgen die Metallpartikel in der Stratosphäre haben, ist noch ungeklärt.
Zurzeit kreisen mehr als 8.600 Satelliten in der Erdumlaufbahn – Tendenz schnell steigend. Denn der Ausbau der Mega-Konstellationen fürs Satelliten-Internet und andere Anwendungen sorgt für immer mehr Raketenstarts. Werden alle Pläne umgesetzt, könnte es Schätzungen zufolge bis 2030 bereits 50.000 Satelliten im Erdorbit geben. Vor allem im niedrigen Erdorbit häufen sich zudem alternde oder defekte Satelliten, von denen mehrere tausend in den nächsten fünf Jahren absinken und verglühen werden.

Messflug in die Stratosphäre
Das Problem: „Wenn ausgediente Raketenbrennstufen und defekte Satelliten wieder in die Erdatmosphäre eintreten, erzeugen sie beim Verglühen Metalldämpfe“, erklären Daniel Murphy von der US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und seine Kollegen. Auch beim Aufstieg der Trägerraketen werden solche Metalldämpfe aus den Triebwerken frei. Wenn diese Dämpfe abkühlen, kondensieren zu kleinen Metallpartikeln aus, die in die irdische Stratosphäre absinken.
Und dann? Wo diese Metalle bleiben und welche Metalle es sind, haben Murphy und sein Team nun erstmals genauer untersucht. „Bisher konzentrierten sich Studien zum Wiedereintritt auf die Risiken durch herabstürzende Trümmerteile, aber nicht auf das Schicksal der verdampften Metalle“, sagen sie. Um dies zu ändern, führten sie im Februar und März 2023 mit einem Spezialflugzeug Messflüge in die arktische Stratosphäre über Alaska durch. Mithilfe eines Laser-Massenspektrometers ermittelte das Team dabei die chemische Zusammensetzung von mehr als 500.000 stratosphärischen Aerosolpartikeln.