Fast 30 Jahre sind sie bereits unterwegs, die beiden Raumsonden Voyager 1 und 2. Doch noch immer liefern sie wertvolle Daten. Inzwischen an der Grenze unseres Sonnensystems angelangt, könnten sie den Astronomen jetzt neue Erkenntnisse zur Form unsers Heliosphäre liefern, der durch den Sonnenwind erzeugten „Blase“, in der unser Planetensystem schwebt.
Die Sonne als Zentralstern unseres Sonnensystems erzeugt fortwährend einen Strom von geladenen Teilchen, der sich mit einer Geschwindigkeit von mehreren hundert Kilometern pro Sekunde in alle Richtungen ausbreitet. In einiger Entfernung außerhalb der Umlaufbahn des Pluto wird dieser Sonnenwind plötzlich auf unter Schallgeschwindigkeit abgebremst, er trifft auf den Strom der interstellaren Teilchen. Diese Kollision erzeugt eine Schockfront. Der Bereich unmittelbar außerhalb dieser Front, die Heliopause, markiert den Übergang zum interstellaren Raum.
Rätsel um Form der Heliosphäre
Bis heute ist jedoch weder die genaue Entfernung noch die Form dieser Heliopause bekannt. Schon seit einigen Jahren vermuten Astronomen, dass die Heliosphäre des Sonnensystems nicht kugelig, sondern eher eiförmig sein könnte. Nachdem Voyager 1 vor einiger Zeit in rund 20 Milliarden Kilometern Entfernung von der Sonne eine Grenze der Heliosphäre passiert hat, warteten die Forscher gespannt darauf, dass sein Schwesterschiff, die auf einem etwas anderen Kurs fliegende Sonde Voyager 2 ebenfalls die Schockfront erreicht und so einen zweiten „Messwert“ für die Ausdehnung der Heliosphäre liefert.
Jetzt gaben die Astronomen bekannt, dass auch Voyager 2 das südlichere Ende des Sonnenwindgebiets erreicht hat – weitaus früher, als erwartet: „Schon“ knapp 17 Milliarden Kilometer vom Zentrum des Sonnensystem entfernt. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Heliosphäre nicht rund, sondern vielmehr kometenartig ausgezogen ist. Warum dies so ist, darüber besteht noch keine Klarheit. Ed Stone, Astrophysiker am Forschungsinstitut CalTech und einer der Forschungsleiter des Voyager-Projekts hält Druck und Form der interstellaren Gase für die entscheidenden Einflussfaktoren für die Form der Sonnensystemhülle.
Und es bewegt sich doch…
Doch nach Ansicht von Walter Cruttenden vom Binary Research Institute in Kalifornien, könnten die neuen Daten auch Hinweise darauf geben, wie sich das Sonnensystem als Ganzes bewegt. Denn seiner Meinung nach sind die Gase in der Region um das Sonnensystem herum relativ gleichmäßig verteilt, würden daher keine Begründung für die unregelmäßige, langgestreckte Form der Heliosphäre liefern. Er vermutet vielmehr, dass die Bewegung des Sonnensystems selbst durch den lokalen Raum diesen kometenähnlichen Schweif hervorruft.
Ob dies tatsächlich der Fall ist, könnten die beiden Raumsonden Voyager 1 und 2 vielleicht noch klären helfen. Denn sie sollen noch mehrere Jahrzehnte lang Daten senden, wenn alles glatt läuft.
(NASA, Binary Research Institute, 31.05.2006 – NPO)