Mysteriöser Effekt: Die Dunkle Energie ist möglicherweise weniger konstant als bisher angenommen – und widerspricht damit dem kosmologischen Standardmodell. Denn Quasar-Messdaten deuten darauf hin, dass dieser Gegenspieler der Gravitation heute stärker wirkt als im frühen Kosmos. Die Dunkle Energie könnte demnach im Laufe der Zeit dichter und stärker werden. Sollte sich dies bestätigen, muss das gängige Modell der Kosmologie umgeschrieben werden, so die Forscher im Fachmagazin „Nature Astronomy“.
Die Dunkle Energie ist eines der großen Rätsel unseres Universums. Obwohl sie mehr als 70 Prozent des Kosmos ausmacht, ist über ihre Natur und ihr Verhalten bisher kaum etwas bekannt. Klar scheint jedoch, dass sie der Gravitation entgegenwirkt und die beschleunigte Ausdehnung des Universums antreibt. Dem gängigen kosmologischen Modell nach hat die Dunkle Energie eine in Zeit und Raum gleichbleibende Dichte. Ihr Einfluss wird daher mit der kosmologischen Konstante gleichgesetzt.
Quasare als Indikatoren der kosmischen Expansion
Doch jetzt liefern Quasare Indizien dafür, dass die Dunkle Energie weniger konstant sein könnte als gedacht. Guido Risaliti von der Universität Florenz und Elisabeta Lusso von der Durham University haben für ihre Studie Beobachtungsdaten von rund 1.600 Quasaren ausgewertet – aktiven, extrem hellen Zentren von Galaxien. Sie erfassten sie dabei Quasare vom nahen Weltraum bis in die fernsten, ältesten Regionen des Alls, in denen die Quasare nur gut eine Milliarde Jahre nach dem Urknall entstanden.
Das Entscheidende: Den Astronomen gelang es, die Entfernung dieser Quasare mit einer neuen Methode zu messen – und damit auch die Expansion des Universums. Möglich wurde dies, weil der Anteil der Röntgenstrahlung zur UV-Strahlung im Lichtspektrum des Quasars Rückschlüsse auf seine Entfernung erlaubt. „Weil dies eine neue Technik ist, haben wir Extra-Schritte unternommen, um sie anhand von Supernovamessungen zu überprüfen“, erklärt Lusso. Erst als diese bestätigten, dass die Werte korrekt sind, ermittelten die Forscher die Expansionsrate.