Paradoxe Bildung: Ausgerechnet die Hitze auf den Planeten Merkur könnte einen Teil seines polaren Wassereises geschaffen haben. Denn Sonnenwind und Hitze zusammen ermöglichen eine chemische Reaktion im Regolith, durch die Wasser entsteht. Diese Wassermoleküle driften zu den im Dauerschatten liegenden Polkratern des Planeten und gefrieren dort als Wassereis aus, wie die Forscher berichten.
Der Merkur ist ein Planet der Extreme – und in vieler Hinsicht rätselhaft. Denn er rotiert schneller als er sollte, sein Kern ist anomal groß und seine Oberfläche zeigt merkwürdige dunkle Ablagerungen und steile Schrumpfungsfalten. Weil ihm eine Atmosphäre fehlt, herrscht auf seine Tagseite eine Hitze von mehr als 400 Grad, während seine Nachtseite bis auf eisige minus 180 Grad abkühlt.

Wassereis am Merkur-Pol
Und noch etwas ist merkwürdig: Trotz fehlender Atmosphäre und brütender Tageshitze gibt es auf dem Merkur Wassereis. Wie die NASA-Raumsonde MESSENGER im Jahr 2012 enthüllte, gibt es in mehreren Kratern im Polargebiet des Planeten Eisschichten, die teils unter organischem Staub verborgen sind. Dieses Eisvorkommen finden sich an Stellen, die nie von der Sonne beschienen werden und in denen die Temperaturen daher ständig weit unter Null liegen.
Aber wie kam dieses Wassereis dorthin? Ist es ein Relikt aus in der Frühzeit des Sonnensystems? Oder gibt es Prozesse auf dem Merkur, die vielleicht sogar bis heute für Nachschub sorgen? Bisher gingen Planetenforscher davon aus, dass dieses Wassereis primär durch Einschläge von Kometen und Asteroiden auf den Planeten gebracht wurde.