Gibt es einen zehnten Planten im Sonnensystem? Diese Frage wird besonders seit der Entdeckung eines Himmelskörpers mit dem Spitznamen „Xena“ heiß diskutiert. Jetzt haben Astronomen mithilfe des Weltraumteleskops Hubble erstmals diesen Kandidaten für den Planetenstatus direkt vermessen und dabei festgestellt, dass er ein wenig größer ist als Pluto, der bisher äußerste Planet des Sonnensystems.
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Beobachtungen von Teleskopen auf der Erde hatten zuvor angedeutet, dass die in einer Umlaufbahn außerhalb des Pluto kreisende „Xena“ sogar um 30 Prozent größer sein könnte als dieser, doch die neuen Messungen aus dem Weltraum zeigen einen Größenunterschied von nur knapp 100 Kilometern. Mit einem Durchmesser von knapp 2.398 Kilometern ist Xena gerade einmal halb so groß wie die Breite des amerikanischen Kontinents an seiner breitesten Stelle.
„Hubble ist das einzige Teleskop, dem eine klare Messung von Xena im Bereich des sichtbaren Lichts möglich ist“ erklärt Mike Brown, Planetenforscher am California Institute of Technology in Pasadena. Sein Team hatte den offiziell als 2003 UB313 katalogisierten Himmelskörper im Jahr 2003 entdeckt. Die neuen Messungen werden in Kürze im Astrophysical Journal veröffentlicht.
Extreme Helligkeit durch Methangeysire?
Da Xena kleiner ist als zuvor angenommen, aber vergleichsweise hell, muss der Planet eines der am stärksten reflektierenden Objekte im gesamten Sonnensystem sein, so die die Meinung der Astronomen. Das einzige noch stärker reflektierende Objekt ist Enceladus, der geologisch aktive Eismond des Saturn, dessen Oberfläche ständig durch aktive Geysire verändert wird und dadurch immer mit frischem weißen, hochreflektierenden Eis bedeckt ist.
Die starke Helligkeit von Xena könnte, so die Annahme der Astronomen, durch frischen Methanfrost auf ihrer Oberfläche hervor gerufen sein. Möglicherweise hatte der Himmelskörper eine methanhaltige Atmosphäre, als er noch näher an der Sonne kreiste, aber als er auf seine jetzige, weiter außen liegende Umlaufbahn schwenkte, gefror diese Atmosphäre und es bildete sich das Methaneis.
Eine andere Möglichkeit bestünde darin, dass Xena “undicht” ist und ständig Methangas aus dem wärmeren Inneren des Himmelskörpers austritt. Wenn dieses an die kalte Oberfläche gelangt, gefriert es sofort und bedeckt so Krater und andere Landschaftsformen mit einer nahezu gleichförmigen weißen Schicht.
Planetenstatus noch nicht entschieden
Xena braucht etwa 500 Jahre, um die Sonne einmal zu umrunden und ist zurzeit sehr nah an seinem sonnenfernsten Punkt. Brown will in nächster Zeit das Weltraumteleskop nutzen, um weitere kürzlich entdeckte Himmelskörper des Kuiper Gürtels, eines außerhalb des Neptun-Orbits beginnenden Rings aus unzähligen kleineren und größeren Eis- und Gesteinsbrocken näher zu untersuchen. Einige davon sind fast so groß wie Pluto und Xena.
Genau diese Tatsache kompliziert die ohnehin seit Jahren geführte Debatte darüber, ab wann und unter welchen Kriterien ein Himmelskörper im Sonnensystem den offiziellen Planetenstatus bekommt. Denn von ihrer Herkunft her sind Pluto und Xena verwandt, beide stammen wahrscheinlich ursprünglich aus dem großen Reservoir des Kuiper Gürtels. Bisher galt die Größe des Pluto als Minimalanforderung für „Planetenkandidaten“, doch mit der aktuellen Messung ist klar: Auch Xena würde dieses Kriterium erfüllen. Zurzeit berät die Internationale Astronomische Union noch über Status und offiziellen Namen von „Xena“.
(NASA, 13.04.2006 – AHE)