Der fünfte Zwergplanet des Sonnensystems, Haumea, ist schon durch seine stark elliptische Form sehr ungewöhnlich. Jetzt jedoch haben Astronomen entdeckt, dass seine Oberfläche zudem noch von kristallinem Wassereis bedeckt ist – erwartet hätten sie eine amorphe Eisform. Offenbar liefern Gezeitenkräfte zwischen Haumea und seinen beiden kleineren Trabanten oder aber radioaktive Elemente in seinem Inneren die Energie für die Kristallisation des Wassereises. Die jetzt im Journal „Astronomy & Astrophysics“ veröffentlichte Studie liefert auch neue Erkenntnisse darüber, wie die beiden Monde des Zwergplaneten entstanden sein könnten.
Haumea, offiziell auch 2003 EL61 bezeichnet, ist der fünfte Zwergplanet des Sonnensystems und eines der größ0ten Objekte im Kuipergürtel. Der rund 2.000 Kilometer lange aber nur halb so breite Himmelskörper kreist weit außerhalb der Neptunbahn um die Sonne. 285 Jahre braucht der nach einer hawaiianischen Fruchtbarkeitsgöttin benannte Himmelkörper für einen Umlauf. Seine Rotation ist dagegen die schnellste im gesamten Sonnensystem: weniger als vier Stunden dauert eine Drehung um sich selbst. Der erst 2005 entdeckte Zwergplanet wird von zwei Trabanten, Hi’iaka und Namaka, begleitet.
Jetzt hat ein Astronomenteam unter Leitung von Christophe Dumas von der Europäischen Südsternwarte ESO erstmals mehr Details über diese seltsame und ferne „Familie“ herausgefunden: Mit Hilfe des Sinfoni-Instruments am Very Large Telescope der ESO in Chile analysierten die Forscher das Spektrum der winzigen, schwachen Lichtpünktchen.
Haumea: Drei Viertel kristallines Wassereis
Dabei zeigte sich, dass Haumea zu drei Vierteln und sein 400 Kilometer großer Trabant Hi’iaka sogar zu 100 Prozent mit Wassereis bedeckt sind. Erst unter dieser Eiskruste liegt der zu rund 90 Prozent aus Gestein bestehende Kern. Ungewöhnlich daran: Die Wassermoleküle in dem Eis der Oberfläche liegen nicht amorph und ungeordnet vor, wie eigentlich erwartet, sondern bilden geordnete Kristalle. Normalerweise sorgt die Sonneneinstrahlung dafür, dass diese Struktur im Laufe der Zeit verloren geht, doch im Falle von Haumea und Hi’iaka scheint dies nicht der Fall zu sein – oder aber das Eis wird ständig regeneriert.