Ernährung

Abnehmen: Welche Rolle spielt die Tageszeit beim Essen?

Frühstück als Hauptmahlzeit erhöht nicht den Kalorienumsatz, dämpft aber den Hunger

FRühstück
Ein gutes Frühstück gilt als wichtigste Mahlzeit des Tages, abends viel essen hingegen als wenig figurfreundlich - aber stimmt das auch? © juefraphoto/ Getty images

Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König, Abendessen wie ein Bettler: Was ist dran an dieser alten Diät-Regel? Eine Studie zeigt nun: Zumindest mit Blick auf das Verstoffwechseln der Kalorien macht es keinen Unterschied, wann am Tag wir unsere Hauptmahlzeit verzehren. Ein üppiges Frühstück kann jedoch helfen, Hungergefühle im Laufe des Tages zu vermeiden und so eine Diät besser durchzuhalten, wie die Forschenden herausfanden.

Wer abnehmen möchte, hat es schwer: Zwar versprechen zahlreiche verschiedene Ernährungskonzepte einen effektiven Gewichtsverlust, doch in der Praxis sind diese oft weniger effektiv als erhofft. Gerade Bauchfett hält sich hartnäckig, und bei vielen Abnehmwilligen machen Heißhungerattacken die guten Vorsätze nach kurzer Zeit zunichte. Auch wenn die Wissenschaft keine Patentlösung anzubieten hat, können Studien dabei helfen, alt hergebrachte Ernährungsmythen und neu aufgekommene Trends auf ihre mögliche Wirksamkeit zu prüfen.

Diättipp auf dem Prüfstand

Einer von vielen Tipps besagt, man solle morgens die größte Mahlzeit des Tages essen und abends nur noch leichte Kost zu sich nehmen. Die Idee dahinter: Angeblich kann der Körper die aufgenommenen Kalorien im Verlauf des Tages besser umsetzen als in der Nacht, so dass sich ein üppiges Frühstück weniger auf den Hüften niederschlägt als ein reichhaltiges Abendessen.

Doch trifft diese Annahme zu? Das hat ein Team um Leonie Ruddick-Collins von der University of Aberdeen in Schottland an 30 Frauen und Männer mit moderatem bis starkem Übergewicht untersucht. „Um den Zeitpunkt des Essens und seinen Einfluss auf das Körpergewicht oder die Gesundheit ranken sich viele Mythen“, sagt Ruddick-Collins Kollegin Alexandra Johnstone. „Wir haben beschlossen, uns genauer anzusehen, wie die Tageszeit mit dem Stoffwechsel interagiert.“

Kontrollierte Mahlzeiten

Zwei Monate lang stellten die Forschenden ihren Testpersonen alle drei Mahlzeiten zur Verfügung, sodass sie die Nahrungszufuhr genau kontrollieren konnten. Dabei teilten sie zufällig ein, wer morgens und wer abends die Hauptmahlzeit bekommt. In einer Gruppe enthielt das Frühstück 45 Prozent der Gesamtkalorien des Tages, das Mittagessen 35 Prozent und das Abendessen 20 Prozent. Die andere Gruppe erhielt morgens 20 Prozent ihrer Tageskalorienzufuhr, mittags 35 Prozent und abends 45 Prozent.

Nach vier Wochen wechselten die Gruppen, sodass jede Testperson als ihre eigene Kontrolle diente. Während der gesamten Studiendauer maßen Ruddick-Collins und ihr Team den täglichen Gesamtenergieverbrauch der Probanden, ihren Grundumsatz, ihren Blutdruck und ihren Blutzucker. Zudem dokumentierten sie dreimal pro Woche das Körpergewicht der Männer und Frauen.

Energiebilanz unabhängig von der Tageszeit

Das Ergebnis: „Beide Diäten führten zu einer ähnlichen Gewichtsabnahme, wobei es keine Unterschiede im Energiestoffwechsel gab“, so das Autorenteam. Zu welcher Tageszeit die Kalorien aufgenommen wurden, spielte also keine Rolle dafür, wie effektiv der Körper sie verbrauchen konnte. In beiden Gruppen nahmen die Probanden jeweils während des vierwöchigen Zeitraums rund drei Kilogramm ab.

„Diese Studie widerlegt die bisherige Annahme, dass das Essen zu verschiedenen Tageszeiten zu einem unterschiedlichen Energieverbrauch führt“, sagt Johnstone. „Die Forschung zeigt, dass es keinen optimalen Zeitpunkt zum Essen gibt, um das Gewicht zu reduzieren, und dass die Veränderung des Körpergewichts durch die Energiebilanz bestimmt wird.“

Weniger Hunger nach gutem Frühstück

Dennoch stießen die Forschenden auf einen Effekt, der erklären könnte, warum manchen Menschen das Abnehmen leichter fällt, wenn sie ihre Hauptmahlzeit morgens verzehren: „Die Teilnehmer berichteten, dass sie an den Tagen, an denen sie ein größeres Frühstück zu sich nahmen, ihren Appetit besser unter Kontrolle hatten und sich für den Rest des Tages gesättigt fühlten“, so Johnstone.

Koautor Jonathan Johnston von der University of Surrey in England ergänzt: „Unsere neuen Forschungsergebnisse zeigen, dass die Größe des Frühstücks und des Abendessens unseren Appetit reguliert, nicht aber die Gesamtenergiemenge, die unser Körper verbraucht. Wir planen, auf dieser Forschung aufzubauen und beispielsweise zu untersuchen, wie sich die Essenszeiten bei Personen auswirken, die im Schichtdienst arbeiten und dadurch einen verschobenen Tag-Nacht-Rhythmus haben.“ (Cell Metabolism, 2022, doi: 10.1016/j.cmet.2022.08.001)

Quelle: Cell Press

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Die Suppe lügt - Die schöne neue Welt des Essens von Hans-Ulrich Grimm

Hunger im Überfluß - Neue Strategien im Kampf gegen Unterernährung und Armut vom Worldwatch Institute

Top-Clicks der Woche