Von wegen unberührt: Selbst im arktischen Spitzbergen gibt es offenbar kein Entkommen vor multiresistenten Keimen. Mehr als hundert verschiedene Resistenzgene haben Forscher dort im Boden nachgewiesen – Gene, die Bakterien Immunität gegen gängige Antibiotika verleihen. Unter den Funden war sogar das besonders gefährliche „Super-Gen“ blaNDM-1, das erst vor wenigen Jahren in Indien entdeckt wurde. Dies demonstriere, wie rasant und weltweit sich Resistenzen inzwischen ausbreiten, so die Forscher.
Die Waffen der Medizin werden stumpf: Weltweit breiten sich multiresistente Keime immer mehr aus – Bakterien, die gegen gleich mehrere Antibiotikaklassen immun sind. Gene, die solche Resistenzen übertragen, finden sich inzwischen nicht nur in Mensch und Tier, sondern auch in Böden, Meeressediment und Gewässern – selbst in Deutschland. Das Problem: Diese Resistenzgene sind leicht durch Zellkontakt zwischen verschiedenen Bakterien übertragbar und können sich sogar durch die Luft verbreiten.
Gefahr durch indisches Super-Resistenzgen
Besondere Besorgnis verursachen multiresistente „Super-Keime“ wie der sogenannte NDM-1-Stamm. Diese 2010 in Indien entdeckte Bakterienvariante ist gegen alle gängigen Antibiotikaklassen und sogar die sogenannten Notfall-Antibiotika aus der Gruppe der Carbapeneme immun. Nur das giftige Colistin kann gegen diese Erreger noch helfen. Diese extreme Resistenz verdanken diese Bakterien dem Gen blaNDM-1.
Wie weit sich dieses Resistenzgen inzwischen schon ausgebreitet hat, demonstrieren nun die Analysen eines Forscherteams um David Graham von der Newcastle University. Für ihre Studie hatten sie 40 Bodenproben analysiert, die 2013 entlang des Kongsfjords im Nordwesten von Spitzbergen entnommen worden waren. „Die Polargebiete gehören zu den letzten unberührten Ökosystemen der Erde und galten daher als Orte, an denen man noch Resistenzwerte wie vor der Ära der Antibiotika findet“, erklärt Graham.