Wenn die Krebszellen eines Tumors einen bestimmten Antikörper, EpCAM, an der Oberfläche tragen, kann der Krebs mit neuen Wirktstoffen behandelt werden. Jetzt haben Mediziner einen Test entwickelt, der auf einfache Weise testet, ob diese Antikörper auf den Krebszellen präsent sind. Er eignet sich besonders bei Patienten mit Bruskrebs, Nierenkrebs, Leberkrebs und Blasenkrebs.
Viele Krebsarten haben ein gemeinsames Merkmal: Die Tumorzellen tragen ein bestimmtes Protein namens EpCAM vermehrt an ihrer Oberfläche. Daher versuchen Mediziner, Medikamente zu entwickeln, die diese Zellen gezielt angreifen. Seit kurzem ist ein neuer gegen EpCAM gerichteter Antikörper in Europa auf dem Markt, mehrere sind derzeit in der klinischen Testung. Diese Immuntherapien wirken jedoch nur bei Patienten, deren Krebs EpCAM-positiv ist. Doch welche Patienten auf EpCAM getestet werden sollten, und welches Verfahren sich dafür eignet, war bisher unklar. Nun haben Wissenschaftler des Innsbrucker Krebsforschungszentrums Oncotyrol in Innsbruck eine Studie veröffentlicht, die eine Entscheidungshilfe in der klinischen Praxis bietet.
Färbung zeigt Präsenz des Antikörpers
Die Forscher um Gilbert Spizzo vom Krankenhaus Meran analysierten dafür mehr als 2.000 Gewebeproben von verschiedenen Tumoren und Metastasen mit einem Verfahren namens Immunhistochemie. Die Immunhistochemie weist Proteine durch Antikörperfärbung nach. Durch die Färbung kann man sehen, wo in einem Gewebeschnitt das gesuchte Protein vorhanden ist und in welcher Intensität. Dieses Verfahren wird heute noch nicht routinemäßig zur EpCAM-Diagnostik eingesetzt.
Nun konnten die Wissenschaftler zeigen, dass es sich insbesondere bei Bruskrebs, Nierenkrebs, Leberkrebs und Blasenkrebs gut eignet. „Die Immunhistochemie ist einfach durchzuführen, nicht sehr teuer und kann in jedem pathologischen Institut durchgeführt werden“, sagt Spizzo. Da in Zukunft mehrere neue EpCAM-Antikörper auf den Markt kommen werden, sei es wichtig zu wissen, welche Rolle dieses Nachweisverfahren bei der Diagnose und Therapiewahl spielen könne, so der Wissenschaftler.
Der seit kurzem in Europa zugelassene EpCAM-Antikörper (Catumaxomab) wird derzeit bei Krebspatienten eingesetzt, die als Folge ihrer Erkrankung große Mengen von Wasser im Bauchraum ansammeln. Dieser sogenannte maligne Aszites (Bauchwassersucht) ist für die Patienten oft mit psychischen Belastungen, Schmerzen und Atemnot verbunden. Nach der bisherigen Standardtherapie muss das Wasser in häufigen Abständen in der Klinik durch Punktion abgelassen werden. Die Antikörpertherapie verringert die Ansammlung von Bauchwasser deutlich, hat aber auch Nebenwirkungen. Die neue Studie hilft Ärzten bei der Entscheidung, bei welchen Krebspatienten mit Bauchwasser ein EpCAM-Test durchgeführt werden sollte. (J Clin Pathol. 2011 May;64(5):415-20)
(CEMIT – Center of Excellence in Medicine and IT, 16.05.2011 – NPO)