Unerwünschte Nebenwirkung: Die langfristige Einnahme sogenannter Anticholinergika fördert womöglich die Entstehung von Demenz. So zeigen Daten aus Großbritannien: Patienten, die diese Medikamente über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren täglich eingenommen hatten, hatten ein um fast 50 Prozent erhöhtes Demenzrisiko. Anticholinergika werden unter anderem gegen Parkinson, COPD und Depressionen eingesetzt – betroffene Patienten sollten die Mittel aber auf keinen Fall vorschnell absetzen, betonen die Forscher.
Die genauen Ursachen und Auslöser vieler Demenzerkrankungen sind noch immer unbekannt. Im Fall von Alzheimer ist zwar klar, dass eine gewisse genetische Veranlagung bei der Entstehung der Erkrankung mitmischt. Daneben scheinen aber eine Vielzahl anderer Faktoren eine Rolle zu spielen – von bestimmten Ernährungs- und Lebensweisen, über die Belastung mit Schadstoffen bis hin zum Kontakt mit Krankheitserregern wie Bakterien und Viren. Auch unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln stehen inzwischen im Verdacht, Demenzerkrankungen auslösen zu können.
In diesem Zusammenhang haben sich Forscher um Carol Coupland von der University of Nottingham nun Medikamenten aus der Gruppe der Anticholinergika gewidmet. Diese Mittel wirken, indem sie den Neurotransmitter Acetylcholin hemmen, und können auf diese Weise unter anderem die Muskulatur entspannen. Eingesetzt werden sie häufig bei Parkinson, der Lungenerkrankung COPD und der überaktiven Blase, aber auch bei Depressionen und einer Reihe weiterer Erkrankungen.
Medikamente als Krankmacher?
Bekannt ist bereits, dass einige Anticholinergika kurzfristig zu Verwirrtheitszuständen und Erinnerungsverlusten führen können. Doch hat die langfristige Einnahme dieser Medikamente auch einen Einfluss auf das Demenzrisiko? Um dies herauszufinden, werteten Coupland und ihre Kollegen medizinische Daten von Erwachsenen im Alter über 55 Jahren aus Großbritannien aus – darunter 58.769 Demenzpatienten und 225.574 Patienten ohne eine Demenzdiagnose.