Mutationen katalogisiert: Aus Gewebeproben von fast 1.000 Menschen haben Forschende einen umfassenden Atlas der Mutationen erstellt, die sich im Laufe unseres Lebens anhäufen. Die Ergebnisse geben Einblicke in Prozesse des Alterns und der Krankheitsentstehung, insbesondere in Bezug auf Krebs. Die Erkenntnisse könnten neue Wege der Diagnostik und Behandlung eröffnen – darunter auch die Möglichkeit, schädliche Mutationen rückgängig zu machen, wie das Team in „Science“ berichtet.
Jede unserer Zellen trägt unseren einzigartigen DNA-Bauplan in sich. Seit unserer Zeugung wird dieses Erbgut immer wieder kopiert und von Zellteilung zu Zellteilung weitergegeben. Durch Kopierfehler oder äußere Einflüsse können jedoch Mutationen in der DNA entstehen. Die meisten dieser Veränderungen werden von zellulären Reparaturmechanismen beseitigt oder die betroffenen Zellen sterben rasch ab. Doch hin und wieder bleiben solche Fehler bestehen und werden fortan an Tochterzellen weitergegeben.
Ursache altersbezogener Krankheiten
„Die Anhäufung von DNA-Schäden gilt als eine der Hauptursachen von altersbezogenen Krankheiten“, erklären Nicole Rockweiler von der Washington University und ihr Team. „In der Onkologie hat sich gezeigt, dass es möglich ist, solche Mutationen zu entdecken, Jahre bevor die schädlichen Auswirkungen klinisch sichtbar werden, und so frühzeitig mit der Behandlung zu beginnen.“
Bei den meisten Erkrankungen außer Krebs ist bislang jedoch unklar, inwieweit ein direkter kausaler Zusammenhang zu sogenannten postzygotischen Mutationen besteht, also Mutationen, die sich im Laufe unseres Lebens angesammelt haben. Weitere Einblicke könnten aber auch hier den Weg zu Früherkennungsmaßnahmen bahnen. In früheren Studien wurden postzygotische Mutationen meist nur für einzelne, leicht zugängliche Gewebetypen wie Blut und Haut untersucht.