Kommunikation im Biofilm: Bakterien in großen Kolonien verständigen sich untereinander mit ähnlichen Mechanismen wir die Nervenzellen im menschlichen Gehirn. Sie tauschen elektrische Signale und damit Informationen durch Ionenkanäle aus, und sie koordinieren so ihr Wachstum auch quer durch den gesamten Biofilm, wie Wissenschaftler herausgefunden haben. Das eröffnet überraschende Möglichkeiten: Medikamente gegen Migräne könnten auch gegen hartnäckige Biofilme wirksam sein, spekulieren die Forscher im Magazin „Nature“.
Die Nervenzellen in unserem Gehirn tauschen Signale durch Poren in ihren Zellmembranen aus. Diese bestehen aus röhrenförmige Proteinkomplexe, sogenannten Ionenkanälen. Sie ermöglichen elektrisch geladenen Teilchen wie Natrium- oder Kaliumionen, die Barriere zwischen einzelnen Zellen oder Zellkompartimenten kontrolliert zu passieren: Das Öffnen beziehungsweise schließen von Ionenkanälen beeinflusst, ob geladene Teilchen in die Zelle ein- oder ausströmen können.
Wichtige Poren in der Zellmembran
Durch diese elektrische Kommunikation zwischen Neuronen im Gehirn entstehen all unsere Sinneswahrnehmungen, unser Verhalten und unsere Intelligenz, sagt Gürol Süel von der University of California in San Diego. Doch auch Bakterien verfügen über diese Poren-Proteine: Viel von dem, was Forscher heute über die wichtigen Ionenkanäle wissen, stammt aus Studien an bakteriellen Ionenkanälen. Doch wie intensiv die Bakterien diese Kanäle tatsächlich nutzen, war bislang ein Rätsel.
Die Untersuchungen von Süel und seinen Kollegen klären dieses Geheimnis nun auf. Die Biologen haben Biofilme studiert, die aus einer Schleimschicht bestehen, in der dicht gedrängt Millionen von Bakterien leben. Diese Lebensgemeinschaften siedeln sich in der Regel auf Oberflächen an – zum Beispiel auf Zähnen, wo sie einen unschönen Belag bilden. Schon in früheren Studien hatte Süels Team entdeckt, dass Biofilme zu Erstaunlichem fähig sind. Sie können Konflikte und Stress innerhalb der Gemeinschaft aktiv lösen.