Neuer Therapie-Ansatz: Ein gängiges Medikament gegen Bandwürmer könnte gegen Covid-19 helfen. Denn das Bandwurmmittel Niclosamid hindert das Coronavirus daran, die zelleigene Entsorgung – die Autophagie – zu blockieren. In Zellkulturtests senkte Niclosamid die Produktion infektiöser Virenpartikel um mehr als 99 Prozent, wie Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten. Auch ein experimentelles Krebsmittel und der Naturstoff Spermidin erwiesen sich als wirksam.
Wenn das Coronavirus SARS-CoV-2 unsere Zellen infiziert, löst es tiefgreifende Veränderungen aus: Es baut das Zellinnere um und verwandelt die Zellmaschinerie in eine Virenfabrik. Gleichzeitig verändert sich auch die Genaktivität der betroffenen Zellen drastisch und ihre interne Virenabwehr wird außer Kraft gesetzt. Letztlich werden die Zellfunktionen so massiv gestört, dass die Zellen zugrunde gehen – das Virus treibt sie in den zellulären Selbstmord.
Virus blockiert die Autophagie
Doch das Coronavirus nutzt noch einen weiteren „Trick“, um die Zelle unangefochten unter Kontrolle zu bringen. Das hat ein Team um Nils Gassen von der Universität Bonn und Marcel Müller von der Charité in Berlin entdeckt, als sie in infizierten Zellkulturen und im Lungengewebe von Covid-19-Patienten genauer analysierten, welche Botenstoffe und Stoffwechselprodukte sich durch die Infektion verändern.
Es zeigte sich: Die Autophagie, der Prozess, durch den Abfallstoffe entsorgt und recycelt werden, ist bei infizierten Zellen stark gestört. In ihnen reichern sich Autophagie-Hemmstoffe und wichtige Stoffwechselprodukte an, gleichzeitig wird die Produktion von Proteinen gehemmt, die normalerweise die Autophagie initiieren. „Vermutlich entgeht SARS-CoV-2 so seinem eigenen Abbau, denn auch Viren werden von der Zelle per Autophagie entsorgt“, sagt Müller.