Schlaganfälle stehen in der Todesursachenstatistik der westlichen Industrienationen an dritter Stelle. Ausgelöst werden sie meist durch den plötzlichen Verschluss von Gehirngefäßen durch Blutgerinnsel; bei den überlebenden Patienten bleiben oft schwere Behinderungen zurück.
Wissenschaftlern der Universität Würzburg ist nun möglicherweise ein entscheidender Schritt zur besseren Therapie und Vorbeugung von bestimmten Formen von Schlaganfällen gelungen.
Über diesen Forschungserfolg berichten die Neurologen Christoph Kleinschnitz, Guido Stoll und Martin Bendszus zusammen mit Thomas Renné, Leiter einer Nachwuchsforschergruppe am Institut für Klinische Biochemie und Pathobiochemie, in der US-Zeitschrift "Journal of Experimental Medicine".
Weniger Schlaganfälle ohne Blutgerinnungsfaktor
Die Würzburger Wissenschaftler fanden heraus, dass Mäuse, denen das Gen für den Blutgerinnungsfaktor XII fehlt, deutlich kleinere Schlaganfälle als ihre normalen Artgenossen erleiden. Auch genetisch nicht veränderte Mäuse können vor Schlaganfällen geschützt werden. Sie müssen dazu nur mit einer Substanz behandelt werden, die den Faktor XII pharmakologisch blockiert.
Diejenigen Mäuse, bei denen der Faktor XII blockiert war oder fehlte, hatten nach einem Hirninfarkt deutlich weniger neurologische Ausfallserscheinungen. Auch entwickelten sie in ihren kleinen Gehirnarterien eine geringere Anzahl an Blutgerinnseln (Thrombosen), so dass die Durchblutung im Bereich des Hirninfarktes besser war.
Neue Therapien möglich
Falls sich diese Ergebnisse von der Maus auf den Menschen übertragen lassen, könnte es durch eine medikamentöse Blockade des Faktors XII in Zukunft tatsächlich gelingen, das Auftreten bestimmter Typen von Schlaganfällen besser und sicherer zu verhindern. Das betrifft Schlaganfälle, die durch eine mangelnde Durchblutung des Gehirns infolge eines plötzlichen Gefäßverschlusses ausgelöst werden.
"Interessanterweise bluten Mäuse ohne den Faktor XII – ähnlich wie Menschen, denen dieser Faktor fehlt – nicht stärker als andere. Das ließ sich durch kernspintomographische Untersuchungen nachweisen", so Assistenzarzt Christoph Kleinschnitz. Solche Blutungen, etwa im Gehirn, kommen bei den bisher zum Schutz vor Schlaganfällen eingesetzten Medikamenten wie beispielsweise Acetylsalicylsäure (Aspirin(r)) oder Phenprocumon (Marcumar(r) ) nicht selten vor – die dauerhafte Einnahme dieser blutverdünnenden Mittel sei darum mit einem zum Teil erheblich höheren Risiko verbunden, teilen die Mediziner mit.
(Universität Würzburg, 15.03.2006 – NPO)