Gefährlicher Stress: Eine Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Burnout-Symptomen und Herzrhythmusstörungen zeigt, dass das Risiko für das Auftreten von Vorhofflimmern bei Personen, die unter Erschöpfungszuständen durch chronischen Stress leiden, um 20 Prozent erhöht ist. Eine Verbindung zwischen Wut, dem Gebrauch von Antidepressiva, fehlenden sozialen Netzwerken und dem Risiko des Vorhofflimmerns besteht hingegen nicht.
Burnout befindet sich in Deutschland auf dem Vormarsch. Umfragen zufolge ist jeder dritte Deutsche im Dauerstress, und auch die Zahl der Krankschreibungen wegen Burnout nimmt zu. Das Krankheitsbild ist jedoch nicht zu hundert Prozent definiert, denn die Symptome überschneiden sich teils mit denen einer leichten Depression. Unbestreitbar sind jedoch die Folgen der chronischen Erschöpfung: Je höher der dauerhafte Stress-Level, desto größer ist das Krankheitsrisiko. In stressigen Situationen sinkt zum Beispiel die Antwort des Immunsystems gegen Infektionen.
Herzkrank durch Stress?
Auch eine Zunahme der Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Stress ist bekannt. Mediziner um Parveen Garg von der University of Southern Carolina haben nun in einer Studie untersucht, ob es eine Verbindung zwischen chronischer Erschöpfung und Herzvorhof-Flimmern gibt. Herzvorhof-Flimmern ist die am häufigsten auftretende Form von Herzrhythmusstörungen, sie erhöht das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Die Ursachen für diese Herzrhythmusstörung sind jedoch bislang nicht vollständig geklärt.
Für seine Studie ermittelte das Team um Garg bei mehr als 11.000 Personen mit Fragebögen den Grad des Burnouts, die Neigung zu Wutausbrüchen, die Einbindung in soziale Netze und den Gebrauch von Antidepressiva. Über einen Zeitraum von fast 25 Jahren verfolgten die Forscher außerdem das Auftreten von Herzvorhof-Flimmern.
Mehr Stress – mehr Vorhofflimmern
Die Auswertung ergab: Die Personen mit der höchsten Stressbelastung hatten ein um 20 Prozent erhöhtes Risiko für das Auftreten von Vorhofflimmern gegenüber den Personen, die wenig bis keine Erschöpfungssymptome zeigten. Dieser Zusammenhang blieb auch dann bestehen, wenn andere Einflussfaktoren und Begleiterkrankungen berücksichtigt wurden.
Als Ursache für diesen Zusammenhang vermutet Garg zwei Mechanismen: „Die Erschöpfung ist mit einer erhöhten Entzündungsgefahr und einer Verstärkung der physiologischen Stressreaktion des Körpers verbunden“, erklärt der Forscher. „Wenn diese beiden Dinge chronisch auftreten, kann das ernsthafte und schädliche Auswirkungen auf das Herzgewebe haben, was dann schließlich zur Entwicklung dieser Herzrhythmusstörung führen könnte.“
Kein Einfluss von Wut und Sozialleben
Die Mediziner fanden hingegen keinen Zusammenhang zwischen Wutausbrüchen, dem Vorhandensein eines sozialen Netzes oder dem Gebrauch von Antidepressiva. Darin stimmen ihre Ergebnisse mit früheren Studien überein. Für den Gebrauch von Antidepressiva stellen zwei frühere Studien jedoch ein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern fest. Hierzu sind laut Garg daher weitere Forschungsarbeiten notwendig.
Laut Aussage der Forscher ist eine Prävention von stressbedingter Überlastung auch als Gegenmaßnahme für Herzrhythmusstörungen zu empfehlen: „Die Bedeutung der Burnout-Vermeidung durch sorgfältige Überwachung – und Kontrolle – des persönlichen Stressniveaus als Mittel zur Erhaltung der allgemeinen kardiovaskulären Gesundheit kann nicht genug betont werden“, sagt Garg. (European Journal of Preventive Cardiology, 2020; doi:10.1177/2047487319897163)
Quelle: European Society of Cardiology