Vertretbares Risiko? Die US-Seuchenschutzbehörde CDC kommt auf Basis mehrerer Studien zu dem Schluss, dass Schulen keine Infektionsherde sind. Ein Präsenzunterricht sei demnach vertretbar, sofern Standard-Maßnahmen wie Maskentragen und Abstand eingehalten werden. Laut der Studien gab es in den USA weniger Fälle in Schulen als in der Allgemeinbevölkerung der umliegenden Gemeinden, so die Begründung.
Schon seit Beginn der Corona-Pandemie ist strittig, in welchem Maße Schulen zur Verbreitung der Coronavirus-Infektion beitragen. Einerseits legen Studien nahe, dass gerade ältere Kinder ebenso ansteckend und ansteckbar sind wie Erwachsene. Zudem scheinen Schulschließungen die Wirkung von Lockdowns zu verstärken. Andererseits wurden weniger Infektionen und Ausbrüche aus Schulen gemeldet, als man dann erwarten würde. Nachgewiesen ist hingegen, dass die Schulschließungen gerade Kinder aus ärmeren und bildungsfernen Familien überproportional benachteiligen.
Nicht mehr Infektionen in Schulen als außerhalb
Jetzt hat sich auch die US-Seuchenbehörde CDC zur Frage des Infektionsrisikos in Schulen zu Wort gemeldet. Im Fachjournal JAMA resümieren Margaret Honein und ihre Kollegen dazu die bisherige Studienlage in den USA und kommen zu dem Schluss: „Obwohl viele Schulen wieder geöffnet haben, hat es wenig Belege dafür gegeben, dass Schulen signifikant zur Übertragung innerhalb der Gemeinden beigetragen haben“, so die Forscher.
Konkret ergab beispielsweise eine Studie an Schulkindern in Mississippi, dass Veranstaltungen und Zusammenkünfte außerhalb der Familie sowie gegenseitige Besuche das Infektionsrisiko erhöht hatten. Der Schulbesuch hatte dagegen keine signifikanten Auswirkungen. Auch in Wisconsin war die Corona-Inzidenz an Schulen geringer als in den Kommunen, wie die Forscher berichten.
Ähnliches ergab eine Untersuchung mit mehr als 90.000 Schulkindern in North Carolina: In den sechs Wochen, in denen die Schulen dort offen hatten, waren Übertragungen sehr selten. Während sich 773 Kinder und Jugendliche außerhalb der Schulen angesteckt hatten, waren es in den Schulen nur 32.
Präsenzunterricht machbar – aber mit Maske und Abstand
Nach Ansicht des CDC-Teams deuten diese Ergebnisse daraufhin, dass Schulen zumindest keine Hotspots für die Übertragung von SARS-CoV-2 zu sein scheinen. „Die Art schneller Ausbreitung, wie wir es häufig in Pflegeheimen oder an Arbeitsplätzen gesehen haben, wurde aus Schulen nicht berichtet“, so Honein und ihre Kollegen. Zwar habe es in Israel und einigen anderen Ländern größere Schulausbrüche gegeben, bei diesen seien aber die gängigen Schutzmaßnahmen meist nicht eingehalten worden.
Die Forscher betonen daher, dass eine Schulöffnung nur unter Einhaltung der Schutzregeln angeraten ist. Zu diesen gehören eine Maskenpflicht, Lüften und ein ausreichender Abstand zwischen den Schülern. Wenn dies bei vollem Präsenzunterricht nicht möglich ist, dann empfehlen sie Wechselunterricht. Außerdem sollten Corona-Tests bei Schülern und Lehrpersonal ausgeweitet werden. (Journal of the American Medical Association (JAMA), 2021; doi: 10.1001/jama.2021.0374)
Quelle: Journal of the American Medical Association