Medizin

Corona: Deltavariante ist krankmachender

Risiko für Klinikaufenthalt gut doppelt so hoch wie bei der Alphavariante

Mutiertes Virus
Die Deltavariante des Coronavirus ist pathogener als frühere Mutanten. © peterschreiber.media/ Getty images

Schlechte Nachrichten für Ungeimpfte: Die Deltavariante von SARS-CoV-2 ist nicht nur ansteckender, sie macht auch stärker krank, wie nun Daten zu gut 43.000 Fällen aus Großbritannien bestätigen. Demnach müssen nach Infektion mit dem Delta-Coronavirus mehr als doppelt so viele Infizierte stationär behandelt werden wie bei der Alphavariante und eineinhalbmal so viele müssen in die Notaufnahme, berichten Mediziner im Fachmagazin „The Lancet“.

Das Coronavirus SARS-CoV-2 hat seit seinem ersten Auftreten schon mehrere Mutanten hervorgebracht, die sich weltweit verbreitet haben. Zu den erfolgreichsten bisher gehört die zuerst in Großbritannien detektierte Alphavariante (B.1.1.7) und die im Dezember 2020 in Indien aufgetretene Deltavariante (B.1.617). Diese weist Mutationen auf, die ihre Übertragung erleichtern und wurde dadurch inzwischen auch bei uns die dominante Coronavirus-Form.

Vergleich von gut 43.000 Fällen

Jetzt bestätigt die bisher umfangreichste Untersuchung, dass die Deltavariante nicht nur 50 Prozent infektiöser ist als ihr Vorgänger Alpha – sie ist auch pathogener und ruft schwerere Verläufe von Covid-19 hervor. Für ihre Studie haben Katherine Twohig von Public Health England und ihr Team 43.338 Covid-19-Fälle ausgewertet, die zwischen 29. März und 23. Mai 2021 diagnostiziert und deren Variante über RNA-Analysen bestimmt worden war.

Das Forschungsteam erfasste, wie viele dieser Patienten stationär in einem Krankenhaus behandelt werden mussten und wie viele innerhalb von 14 Tagen nach der Covid-Diagnose in der Notaufnahme vorstellig wurden. Bei allen Fällen berücksichtigen sie Alter sowie Risikofaktoren für schwere Verläufe.

Klinikbehandlungen doppelt so häufig

Das Ergebnis: Unter vergleichbaren Vorbedingungen mussten Patienten mit der Deltavariante 2,26-mal häufiger stationär im Krankenhaus behandelt werden als Personen, die die mit der Alphavariante infiziert waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich mit der Deltavariante Infizierte in der Notaufnahme vorstellten, lag knapp 1,5-mal höher, wie das Team berichtet. Die Daten bestätigen zudem, dass der Anteil der Deltavariante während der Studiendauer auch in Großbritannien rasant zunahm – von rund 20 Prozent auf 65 Prozent.

„Diese Studie bestätigt, dass Menschen mit der Deltavariante wahrscheinlicher im Krankenhaus behandelt werden müssen als solche mit der Alphavariante“, sagt Twohigs Kollege Gavin Dabrera. Früher im Jahr hatte eine Studie in Schottland bereits ähnliches angedeutet, allerdings war die Datenlage zu den Varianten weniger deutlich.

Schwererer Verlauf nur bei Ungeimpften und Teilgeimpften

Doch es gibt noch eine weitere Erkenntnis: Die höhere Pathogenität der Deltavariante betraf nur diejenigen, die gar nicht oder erst mit einer Dosis geimpft wurden. In der Studie machten die Nicht-Geimpften 74 Prozent der an Covid-19 erkrankten Fälle aus, 24 Prozent hatten erst eine Dosis eines Impfstoffs erhalten und besaßen daher einen noch ungenügenden Immunschutz. In diesen Gruppen zeigte sich der schwerere Verlauf von Covid-19 bei der Deltavariante deutlich.

Keinen Unterschied gab es dagegen bei den vollständig Geimpften. Sie machten nur 1,8 Prozent der untersuchten Covid-19-Fälle aus und nur die wenigsten davon erlitten schwere Verläufe, wie Twohig und ihre Kollegen berichten. Zudem konnten sie in dieser Gruppe keine Unterschiede zwischen der Alpha- und Deltavariante feststellen.

Impfung schützt doppelt

„Sich impfen zu lassen ist demnach entscheidend, um das individuelle Risiko einer symptomatischen Infektion mit der Deltavariante zu verringern und – besonders wichtig – das Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 und eine stationäre Behandlung im Krankenhaus“, betont Koautorin Anne Presanis von der University of Cambridge.

Zudem unterstreiche die Analyse, dass die Deltavariante ohne die Impfung eine deutlich größere Erkrankungslast für die Gesundheitssysteme bedeute als die Alphavariante. (The Lancet, 2021; doi: 10.1016/S1473-3099(21)00475-8)

Quelle: The Lancet

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