Versteckte Infektionen: In Bayern haben sich weit mehr Kinder mit dem Coronavirus infiziert als angenommen, wie Antikörpertests enthüllen. Demnach wiesen zwischen April und Juli 0,87 Prozent der 12.000 getesteten Kinder Antikörper gegen SARS-CoV-2 auf – sechsmal mehr als offiziell gemeldet. Knapp die Hälfte dieser Kinder hatte keinerlei Covid-19-Symptome. Das bestätigt die Annahme einer relativ hohen Dunkelziffer – gerade bei Kindern.
Neben den PCR-Tests, die die akute Präsenz des Coronavirus SARS-CoV-2 im Körper nachweisen, kann man eine Infektion auch im Nachhinein nachweisen – anhand von Antikörpern. Diese werden vom Immunsystem etwa ein bis vier Wochen nach der Ansteckung gebildet und bleiben meist mehrere Wochen lang nachweisbar. Dadurch lässt sich mit solchen Tests die Durchseuchung einer Population abschätzen – für frühe Corona-Hotspots wie Ischgl und Heinsberg wurde dies bereits gemacht.
12.000 Kinder und Jugendliche in Bayern getestet
Doch wie groß die Durchseuchung in der breiten Bevölkerung und unter Kindern ist, war bislang kaum bekannt. Jetzt gibt die bislang größte Studie dazu mehr Aufschluss. Dafür hatten Markus Hippich vom Helmholtz Zentrum München und sein Team Blutproben von 12.000 Kindern im Alter von 0 bis 18 Jahren in ganz Bayern auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 untersucht. Die Blutproben stammten aus der Zeit von April bis Juli 2020 und waren ursprünglich zur Erkennung von Diabetes Typ 1 genommen worden.
Weil gängige Antikörpertests oft nicht zu 100 Prozent spezifisch sind und daher falschpositive Ergebnisse liefern können, testeten die Forscher alle Blutproben auf zwei unterschiedliche Antikörper: einen, der zur Bindungsstelle am Spike-Protein von SARS-CoV-2 passt, und einen, der an ein Nukleokapsid-Protein andockt – die innere Virenhülle. In Kombination erreichen diese beiden Tests eine Spezifität von 100 Prozent und eine Sensitivität von mehr als 95 Prozent, wie die Forscher erklären.