„Klebrige“ Blockade: Deutsche Forscher haben ein Molekül identifiziert, das gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 wirkt. Es handelt sich um einen kurzen DNA-Strang, der sich am Spike-Protein des Virus anlagert und es am Eindringen in die Zelle hindert – zumindest in Zellkulturversuchen. Weil diese Verklebung nicht an der Bindungsstelle des Spike-Proteins ansetzt, bleibt sie wahrscheinlich auch bei den neuen Mutanten wirksam. Das könnte neue Möglichkeiten der Therapie bei Covid-19 eröffnen.
Auch wenn inzwischen mehrere Impfstoffe gegen Covid-19 verabreicht werden – ein wirksames Mittel gegen Covid-19 bei bereits mit dem Coronavirus Infizierten fehlt bislang. Die Virenvermehrung lässt sich zwar mit antiviralen Wirkstoffen wie Remdesivir oder Antikörper-Präparaten etwas eindämmen, meist wirken diese Mittel aber nur zu Beginn der Infektion. Bei schweren Verläufen werden meist Cortison-Präparate wie Dexamethason eingesetzt, um die überschießenden Entzündungsreaktionen zumindest etwas zu dämpfen.
DNA-Fragment als Blockademolekül
Doch noch immer suchen Mediziner nach einem Wirkstoff, der die Infektion komplett stoppen kann. Einen neuen Kandidaten haben nun Anton Schmitz und seine Kollegen von der Universität Bonn identifiziert. Es handelt sich um ein sogenanntes Aptamer – ein kurzes, einsträngiges Stückchen DNA. Aptamere können sich über Wasserstoffbrückenbindungen und elektrostatische Anziehung eng an Proteine binden und dann ähnlich fest und spezifisch ankoppeln wie ein Antikörper.
Deshalb haben Schmitz und sein Team gezielt nach einem Aptamer gesucht, das sich an das Spike-Protein des Coronavirus SARS-CoV-2 anheften kann. An diesem krönchenartigen Protein sitzt die Bindungsstelle, mit der das Virus an den ACE2-Rezeptor auf unseren Zellen bindet und sich so Einlass verschafft. Ist das Protein blockiert, bleibt die Infektion der Zelle durch SARS-CoV-2 aus. Um herauszufinden, welches Aptamer dies leistet, erzeugten die Forscher zunächst eine große Zahl verschiedener Aptamer-Varianten und prüften in einem automatisierten Test ihre Affinität zum viralen Spike-Protein.