Tod durch das eigene Immunsystem: Viele Patienten mit Covid-19 sterben nicht allein am Coronavirus, sondern an einer Überreaktion ihres eigenen Immunsystems. Denn der sogenannte „Cytokinsturm“ zerstört viele Lungenzellen und löst die schweren Entzündungsreaktionen im Körper aus. Möglicherweise könnten daher Wirkstoffe gegen die übermäßig ausgeschütteten Cytokine gegen CVovid-19 helfen – erste Studien dazu laufen bereits.
Der sogenannte Cytokinsturm war schon bei der tödlichen Grippe-Pandemie von 1918 und bei der Schweinegrippe im Jahr 2009 eine gefürchtete und häufige Komplikation. Bei dieser extremen Reaktion des Immunsystems kommt es zu überschießenden Entzündungsreaktionen im gesamten Körper, in deren Verlauf Zellen und schließlich ganze Organe zugrundegehen. Ausgelöst wird diese Reaktion durch Cytokine – spezielle Botenstoffe wie das Interleukin-6, die Entzündungen und den Zelltod fördern.
Entgleistes Immunsystem auch bei Covid-19
Diese tödliche Komplikation spielt auch bei Covid-19 eine wichtige Rolle, wie nun mehrere Studien nahelegen. So haben Mediziner in China bei einer Vergleichsstudie mit rund 150 Patienten deutlich höhere Cytokinwerte bei den schweren Verläufen nachgewiesen. Gleichzeitig wiesen diese Patienten auffällig verringerte Zahlen von weißen Blutkörperchen und anderen wichtigen Immunzellen auf. „Das spricht dafür, dass ein Cytokinsturm mit der Schwere der Erkrankung verknüpft ist“, so Guang Chen vom Tonji Hospital in Wuhan.
Gleichzeitig könnte der Cytokinsturm auch erklären, warum sich der Zustand vieler mit SARS-CoV-2 Infizierter so abrupt zum Schlechteren wendet. Meist haben diese Patienten eine Woche lang nur milde Symptome, bevor sie dann plötzlich Atembeschwerden und massive Lungenschäden zeigen. Wie ein Team um Evangelos Giamarellos- Bourboulis von der Universität Athen herausfand, geht diese abrupte Verschlechterung mit einer massiven Entgleisung des Immunsystems einher.