Risikofaktor Zahnfleisch: Wer unter einer chronischen Zahnfleischentzündung leidet, könnte ein höheres Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf haben. Patienten mit Parodontitis müssen im Schnitt 3,5-mal häufiger auf der Intensivstation behandelt werden und 4,5-mal häufiger beatmet werden, wie eine Studie an gut 560 Patienten nahelegt. Ursache dafür könnten die von der Parodontitis erzeugten Entzündungsbotenstoffe, aber auch ein direkter Effekt der Mundbakterien sein.
Bei den meisten Menschen verläuft eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 glimpflich, aber rund 20 Prozent der Covid-19-Patienten erleiden einen schweren Verlauf: Sie müssen im Krankenhaus behandelt werden, bei einigen kommt es zu einer schweren, körperweiten Entzündungsreaktion, dem Cytokinsturm. Als klassische Risikofaktoren für einen solchen schweren Verlauf gelten Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Übergewicht, aber auch genetische Faktoren und der Immuntyp spielen eine Rolle.
Beeinflusst die Mundgesundheit den Covid-Verlauf?
Jetzt haben Forscher einen weiteren Risikofaktor identifiziert: Parodontitis. Diese chronische Zahnfleischentzündung wird von Bakterien verursacht und kann im Extremfall zum Ausfallen der Zähne führen. Rund die Hälfte aller Erwachsenen weltweit entwickeln eine leichte bis mittlere Parodontitis, rund zehn Prozent leiden unter einer schwereren Form. Schon länger ist bekannt, dass die unterschwellige Entzündung und die von ihr erzeugten Botenstoffe auch andere Krankheiten fördern können, darunter Herz-Kreislauferkrankungen, Alzheimer und sogar Krebs.
Deshalb haben sich Nadya Marouf von der Hamad Medical Corporation in Doha und ihre Kollegen die Rolle der Parodontitis auch bei Covid-19 näher angeschaut. Ausgangspunkt war, dass einige der bei schweren Verläufen beobachteten Botenstoffe auch bei der Zahnfleischentzündung freigesetzt werden: „Die Covid-19-Mortalität wird mit erhöhten Serumwerten von Interleukin-6, dem C-reaktivem Protein, D-Dimer und Ferritin in Verbindung gebracht“, erklären sie.