Ernährung

Das Zuckerhoch ist ein Mythos

Zucker macht weder glücklich noch wacher

Frau mit Lutscher
Glücklich, wach und aufmerksam dank Zucker? Von wegen. © Mepomenem/ iStock.com

Von wegen Glücklichmacher: Entgegen der gängigen Annahme hebt Zucker nicht die Laune. Wie eine Meta-Analyse von 31 Studien zeigt, hat der Verzehr des süßen Stoffes keinerlei positiven Effekte auf die Stimmung. Im Gegenteil: Zuckerkonsum scheint sogar die Aufmerksamkeit zu beeinträchtigen und müde zu machen. Das oft zitierte Zuckerhoch sei demnach ein Mythos, berichten die Forscher.

Egal ob in Süßigkeiten, Fastfood oder Getränken: Dass zu viel Zucker ungesund ist, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Ein übermäßiger Konsum des süßen Stoffes erhöht nicht nur das Risiko für Karies und Übergewicht, sondern fördert auch Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Trotzdem genehmigen sich viele von uns regelmäßig zuckrige Sünden. Schließlich schmecken Schokolade, Limo und Co einfach gut und sorgen darüber hinaus auch noch in Sekundenschnelle für gute Laune – so zumindest die oft zitierte Annahme. Doch taugt Zucker tatsächlich als Glücklichmacher?

Wahrheit oder Mythos?

Inwiefern sich der Konsum von Kohlenhydraten wie Zucker auf die Stimmung auswirkt, ist unter Forschern umstritten. „Es wird sowohl vereinzelt von positiven als auch von negativen Effekten berichtet“, erklären Konstantinos Mantantzis von der Humboldt-Universität in Berlin und seine Kollegen.

Um herauszufinden, was an dem berühmten Zuckerhoch dran ist, hat das Team nun eine Vielzahl von Studien ausgewertet. Insgesamt schauten sich die Wissenschaftler 31 veröffentlichte Untersuchungen mit 1.259 Probanden an, die den Einfluss von Zuckerkonsum auf unterschiedliche Aspekte der Stimmung unter die Lupe genommen hatten.

Kein positiver Einfluss

Das ernüchternde Resultat: Die Auswertung deutet den Forschern zufolge darauf hin, dass Zucker praktisch keinen positiven Einfluss auf unsere Laune hat. Selbst wer anschließend Sport treibt oder andere körperlich anstrengende Tätigkeiten verrichtet, die viel Energie verbrauchen, profitiert stimmungstechnisch nicht von dem süßen Stoff.

Tatsächlich scheint sich Zucker sogar eher kontraproduktiv auszuwirken, wie die Meta-Analyse nahelegt. Wer Zucker konsumierte, fühlte sich in der ersten Stunde nach der Einnahme demnach im Schnitt müder und weniger aufmerksam als Studienteilnehmer, die im Experiment ein Placebo erhalten hatten.

Verbreiteter Irrglaube

„Die Idee, dass Zucker die Stimmung heben kann, ist so verbreitet, dass Menschen auf der ganzen Welt zuckerhaltige Getränke trinken und süße Snacks verzehren, um schnell ihre Laune zu verbessern, aufmerksamer zu werden oder ihre Müdigkeit zu bekämpfen“, sagt Mantantzis. „Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass solche Annahmen jeder Grundlage entbehren – wenn überhaupt, dann sorgt der Zucker dafür, dass wir uns schlechter fühlen.“

Für den Forscher und seine Kollegen ist damit klar: Das Zuckerhoch ist nichts anderes als ein Mythos. „Angesichts der stetigen Zunahme von Übergewicht und Diabetes ist es wichtig, dass ein gesunder Lebensstil verstärkt beworben und gefördert wird“, konstatiert Mitautorin Sandra Sünram-Lea von der Lancaster University.

„Wir hoffen, dass unsere Arbeit in diesem Zusammenhang dazu beiträgt, das Zuckerhoch als Mythos zu enttarnen und öffentliche Maßnahmen zur Reduzierung des Zuckerkonsums anzuregen“, schließt Elizabeth Maylor von der University of Warwick. (Neuroscience & Biobehavioral Reviews, 2019; doi: 10.1016/j.neubiorev.2019.03.016)

Quelle: University of Warwick

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